Antwort auf: Konzertimpressionen und -rezensionen

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gypsy-tail-wind
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Ich habe es leider seit Anfang November wieder versäumt, nach den Konzerten ein paar Zeilen zu schreiben – und jetzt ist das fast alles schon wieder so lange her, dass ich nicht mehr detailliert berichten kann. Aber trotzdem kurz nachgeholt. Schnittke-Schwerpunkt, Geisterbahnfahrten mit Mahler und Gluck, einiges an Schumann, erste Begegnungen mit Carolyn Sampson und Antoine Tamestit, zwei Debuts bei der Tonhalle (de Ridder und Popelka), mehr Musik von Anna Thorvaldsottir … viel feine Musik!

07.11.2024 – Zürich, Opernhaus, Studiobühne – Tribute to Schnittke

Ensemble Opera Nova
Hans-Peter Achberger
Musikalische Leitung
Bartlomiej Niziol, Xiaoming Wang Violine

ALFRED SCHNITTKE: Stille Nacht op. 130
Concerto grosso Nr. 3 op. 188 für 2 Violinen und Kammerorchester
E: Mozart à la Haydn (für 2 Violinen)
Concerto Nr. 3 op. 128 für Violine und Kammerorchester

08.11.2024 & 1.12.2024 – Zürich, Opernhaus

Leben mit einem Idioten
Oper in zwei Akten von Alfred Schnittke (1934–1998)
Libretto von Viktor Jerofejew

Musikalische Leitung Jonathan Stockhammer / Inszenierung, Bühnenbild und Kostüme Kirill Serebrennikov / Lichtgestaltung Franck Evin / Video Ilya Shagalov / Choreografie und Regiemitarbeit Evgeny Kulagin / Bühnenbildmitarbeit Olga Pavliuk / Kostümmitarbeit Tatiana Dolmatovskaya / Masken Shalva Nikvashvili / Choreinstudierung Janko Kastelic, Johannes Knecht, Ernst Raffelsberger / Dramaturgie Beate Breidenbach, Daniil Orlov

Ich Bo Skovhus / Frau Susanne Elmark / Idiot Matthew Newlin / Wärter Magnus Piontek / Marcel Proust Birger Radde / Idiot/ Double Campbell Caspary bzw. Evgeny Kulagin (1. Dez) / Ich als Kind Mykola Pososhko bzw. Alvin Scheiwiller (1. Dez) /
Philharmonia Zürich / Chor der Oper Zürich / Statistenverein am Opernhaus Zürich

Schnittkes „Leben mit einem Idioten“ wurde für Zürich neu eingerichtet, mit ins Deutsche übersetztem Libretto unter Einbezug von Viktor Jerofejew und unter der Regie von Kirill Serebrennikov, der – zum Leidwesen der Kulturjournalistin der NZZ am Sonntag, die einen verqueren (und unehrlich wirkenden) Angriff auf die Produktion und die ganze Crew vom Zaun gerissen hatte noch bevor die Premiere über die Bühne gegangen war – das Stück von sowjetischem Zeitkolorit löste und zu einer allgemeinen Parabel machte. Das wiederum machte die Wirkung umso wuchtiger – ein phantastischer Ausklang in Sachen (einigermassen) zeitgenössische Oper jedenfalls, und ein Highlight in der letzten Saison des scheidenden Intendanten Andreas Homoki. Das Foto oben entstand am Schluss der Dernière, bei der ich einen richtig schönen Platz oben in der ersten Reihe hatte – mein zweiter Besuch, ganz wie ich’s mir bei diesen Produktionen angewöhnt habe, immer davon ausgehend, dass ich die betreffenden Werke nicht noch einmal zu hören kriegen werde. Schnittkes Musik – auch im Konzert mit Niziol, der am Opernhaus als einer der Konzertmeister*innen amtiert, und Wang – gefällt mir ausserordentlich gut, auch wenn mir der Stilmix manchmal schon etwas bunt vorkommt. Alles wahnsinnig gut orchestriert, mit ungewöhnlichen, sehr reichhaltigen Klängen, die oft durch ungewöhnliche Besetzung zustande kommen: in der Oper viel tiefe Streicher und wenige Violinen, drei oder vier Tasteninstrumente (Klavier, Cembalo, Celesta … und eine kleine Orgel stand glaub ich auch noch im Graben), viel Percussion (inkl. Marimba- und Vibraphon) … auch im Violakonzert (s.u.) ist die Besetzung nicht typisch: es gibt je acht Violas, Violoncelli und Bässe – und keine Violinen.

Serebrennikovs Regie überzeugte mich völlig. Der Chor ist ständig im Hintergrund der Bühne, die ohne Umbau auskommt: die Freunde des empathielosen „Ich“ oder die Insassen der Anstalt, aus der er sich einen, seinen, Idioten aussuchen muss. Dieser singt nur eine einzige Silbe „Äch“ – und wird gespaltete in einen Sänger (als Alter Ego Serebrennikovs erkennbar) und einen Performer, der praktisch die ganze Dauer des Stückes nackt auf der Bühne herumturnt, für den Chor und die Hauptfiguren und das Publikum eine Zumutung darstellend. In der Lesart von Serebrennikov wird der Idiot zur Abspaltung des Ich, der seine Frau schon ermordet hat, wenn die Oper beginnt (es hebt sich kein Vorhang, der Chor bewegt sich schon auf der Bühne, der Einstieg ist fliessend – wie bei „Justice“, der Oper von Hector Parra, die ich Anfang des Jahres in Genf gesehen habe). Die Erzählung ist also nicht linear, der Plot setzt sich aber gut verständlich zusammen – dabei half sicherlich auch die Übersetzung ins Deutsche.

Die Sänger*innen fand ich beeindruckend. Wenn die Stimme von Susanne Elmark nach der Premiere als gelegentlich etwas schrill kritisiert wurde, mag sich das bis ich die Oper sah, etwas gemildert haben – der Part ist allerdings auch richtig krass und Elmarks Performance so oder so eine Leistung. Alle anderen Sänger absolvierten sowohl ihre Rollen- wie auch ihre Hausdebuts – v.a. im Fall von Skovhus sehr eindrücklich. Toll aber auch die Rolle des Idioten, der schon mal ein Liebesduett mit dem „Ich“ singt (erst nimmt er sich brutal die Frau, dann verdreht der dem „Ich“ den Kopf und die Misogynie zeigt ihr Gesicht im Bund gegen die nun Verstossene) – stets auf die Silbe „Äch“, aber in Linien von betörender Schönheit. Toll!

10.11.2024 – Zürich, Tonhalle – Paavo Järvi mit Mahler

Tonhalle-Orchester Zürich
Paavo Järvi
Music Director

GUSTAV MAHLER: Sinfonie Nr. 7 e-Moll

Dann Mahlers Siebte in der Tonhalle – sonntags um 17 Uhr. Und was für eine grossartige Geisterbahnfahrt das war! Ich kannte die Symphonie noch überhaupt nicht und war schwer beeindruckt von Werk wie Interpretation. Järvi mahlte nicht mit breitem Pinsel und in warmen Farben, eher schien er das Werk quasi auszubreiten, darzulegen … und das wirkte gespenstisch, intensiv, düster – und dennoch extrem reich. So erschlagen war ich dieses Jahr nach kaum einem anderen Konzert (Messiaen und Parra in Genf am ehesten … in Sachen Geisterbahnfahrt gab’s mit Gluck gleich eine Fortsetzung – und im Kino mit Pedro Costas Filmen zeitgleich ein Pendant – und davor mit dem „Orfeo“ an der Zürcher Oper schon eine Runde).

Der Mahler-Zyklus mit Järvi ist übrigens ein vollständiger (von Bruckner gab’s ja nur 7-9, da kommt leider wie es scheints nichts weiter), letzte Saison ging er mir Nr. 5 los, diese Saison folgt noch Nr. 1 (die letzte Saison am Ende schon von Mallwitz geleitet wurde, s.o.), in den vier folgenden Saisons sind dann jeweils noch zwei bzw. 2028/29 ein einzelne letzte geplant. Ich freue mich!

29.11.2024 – Zürich, Tonhalle – Sonic Matter Satellitenkonzert

Tonhalle-Orchester Zürich
André de Ridder
Leitung
James McVinnie Orgel

ANNA THORVALDSDOTTIR «Catamorphosis» für Orchester – Schweizer Erstaufführung
NICO MUHLY «Register» Konzert für Orgel und Orchester – Schweizer Erstaufführung
DANÍEL BJARNASON «Emergence» für Orchester – Schweizer Erstaufführung

Das Debut von André de Ridder am Pult des Tonhalle-Orchesters fand im Rahmen des Sonic Matter Festivals statt, das aber schon wieder geändert wurde, nun gar nicht mehr im Herbst stattfindet (gute Idee!), sondern neuerdings Ende Januar/Anfang Februar – aber wohl, weil die Tonhalle ein paar Jahre früher plant, noch so angesetzt worden ist. Man verkaufte das nun als „Satellitenkonzert“ und lud zur Prélude auch die Elektromusikerin/Komponistin Noémi Büchi ein, die einen Auftrag gekriegt hat und Bjarnasons „Emergence“ in ihrer Bearbeitung am 31. Januar aufführen wird. Bei der „Prélude“ davor (Gespräch plus Kammermusik von Studierenden) waren auch Anna Thorvaldsdottir und André de Ridder dabei, zudem gab es die Aufführung von zwei sehr schönen Solo-Werken Thorvaldsdottirs:

Scape für Klavier solo (2011) – Roy Ranen, Klavier
Transitions for Cello (2014) – Sebastian Ortega, Violoncello

Das Konzert danach war sehr toll, entwickelte sich auch hervorragend: geht es in Thorvaldsdottirs Musik um Texturen, Stimmungen, so leitete Muhly mit der manchmal tatsächlich ziemlich elektronisch klingenden Orgel zur geballten Kraft von Bjarnasons Stück über. Konzerte mit zeitgenössischer Musik auf diesem Niveau wünschte ich mir wirklich öfter. Da wurden auch Erinnerungen an die von Beat Furrer (Furrer, Streich, Feldman) bzw. George Benjamin (Benjamin, Berio, Abrahamsen) geleiteten Konzerte im Sommer beim Lucerne Festival wach. Wie schön wäre es, wenn solche Konzerte ganz alltäglich wären, alle paar Wochen in den Programmen der grossen Häuser und Orchester anzutreffen?

30.11.2024 – Zürich, Tonhalle – Neue Konzertreihe Zürich

Il canto di Orfeo
Les Musiciens du Prince – Monaco
Gianluca Capuano
Leitung
Cecilia Bartoli Mezzosopran
Mélissa Petit Sopran

CHRISTOPH WILLIBALD GLUCK: Orfeo et Euridice
(halbszenisch, nach der Salzburger Inszenierung)

Die nächste Geisterbahnfahrt gab es dann in der Woche, in der auch das Unerhört! Festival stattfand. Und wie es so läuft bin ich nach dem unglaublichen Konzert von Bartoli direkt weiter in die Rote Fabrik, wo ich im Anschluss noch eins der drei, vier besten Jazzkonzerte des Jahres hörte (Anna Webber „Shimmer Wince“) – was für ein Abend!

Bartolis Salzburger-Aufführung von Glucks „Orfeo ed Euridice“ ging auf Tour – und sie war nicht wie angekündigt konzertant sondern (mindestens) halbszenisch. Das Orchester stand relativ kompakt, seitlich und hinter ihm war viel Raum für den Chor, der sich aber auch einmal mitten durchs spielende Orchester schlängelte. Das Licht im Saal war komplett runtergedreht, die Bühne auch mal in rotes Licht getaucht (die Oper führt ja in die Unterwelt), Bartoli verschwand auch mal durch die Tür neben der Orgel, seitlich hinter dem oberen Ende der Bühne. Das war alles enorm beeindruckend – direkt und im Klang durchaus etwas ruppig, dabei äusserst lebendig und dynamisch. Petit ist in Zürich ebenfalls gern gesehen und erwies sich als hervorragende Partnerin (sie war schon vor zwei Jahren bei der hervorragenden konzertanten Aufführung von Mozarts „La clemenza di Tito“ mit dabei). Und mein Platz in der ersten Reihe bei der Neuen Konzertreihe war mal wieder Gold wert. So nah dran zu sein finde ich bei solchen Stimmen und auch beim Einsatz alter Instrumente wirklich toll. Zu hören, wie das alles direkt vor einem entsteht, ist immer wieder eindrücklich. Zweifellos – gleich nach Mahler – noch eins der besten Konzerterlebnisse dieses Jahres.

04.12.2024 – Zürich, Tonhalle – Petr Popelka & Antoine Tamestit

Tonhalle-Orchester Zürich
Petr Popelka
Leitung
Antoine Tamestit Viola

ALFRED SCHNITTKE: Violakonzert
ROBERT SCHHUMANN: Sinfonie Nr. 2 C-Dur op. 61

Dieses Konzert hatte ich nicht in mein Wahlabo aufgenommen, aber nachdem ich die Musik von Schnittke erstmals ausführlich im Konzert und auf der Bühne hören konnte, war die Neugierde gross. Tamestit habe ich noch nie live gehört, den Tonhalle-Debüttanten Popelka selbstredend auch noch nicht. Ein feines Konzert, auch in der zweiten Hälfte mit Robert Schumanns zweiter Symphonie. Aber leider war ich an dem Abend ziemlich geschafft und nicht gebührend aufmerksam.

Auch da gab es zuvor ein Konzert mit Studierenden der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) – dieses Mal im Format „Surprise“, wo nur Musik zu hören ist. Das Trio Songado (Lina Jukneviciute – Violine, Rugile Jukneviciute – Violoncello, Joanna Goranko – Klavier) spielte das Klaviertrio Nr. 2 F-Dur, op. 80 (1847) von Robert Schumann – was auch deshalb schön war, weil ich Nr. 1 einige Tage später zu hören kriegte.

12.12.2024 – Winterthur, Stadthaus – Yulianna Avdeeva spielt Rachmaninoff

Musikkollegium Winterthur
Roberto González-Monjas
Leitung
Yulianna Avdeeva Klavier

WOLFGANG AMADEUS MOZART: Adagio und Fuge c-Moll, KV 546
SERGEJ RACHMANINOFF: Rhapsodie über ein Thema von Paganini a-Moll, op. 43
EDWARD ELGAR: Variationen über ein eigenes Thema «Enigma», op. 36

Ergänzt, da fast vergessen – nach dabei war das ein tolles Konzert! Schon beim Einspielen des Orchesters füllten Motive aus Mozarts irrer Fuge den seltsamen Konzertsaal im Semper-Bau („der frühere Gemeindesaal wird seit 1934 als Konzertsaal genutzt“, weiss Wikipedia). Ein phantastischer Einstieg in das Konzert. Danach ein Hochseilakt mit Rachmaninoff und der Gastsolistin – die ich die kommenden Monaten noch zweimal sehen werde, bin gespannt, denn ihren Auftritt in Winterthur fand ich in all seiner Virtuosität nicht restlos überzeugend. Als Zugabe spielte sie, wenn mich nicht alles täuscht, den Walzer As-Dur Op. 34/1 von Chopin – in einer sehr viel freieren Version als sie das 2010 auf dem Weg zum Sieg im Chopin-Wettbewerb tat. Die Überraschung war dann der zweite Teil: ich habe die Enigma-Variationen zwar bestimmt schon mal zuhause angehört – aber das bereitete mich überhaupt nicht darauf vor, wie wundervoll und bezaubernd dieses Werk an dem Abend im Konzert auf mich wirkte. Eine Entdeckung!

15.12.2024 – Zürich, Kleine Tonhalle – Kosmos Kammermusik

Trio Hoppe Poltéra Brautigam
Esther Hoppe Violine
Christian Poltéra Violoncello
Ronald Brautigam Hammerklavier

FRANZ SCHUBERT: Klaviertrio Nr. 1 B-Dur D 898
ROBERT SCHUMANN: Klaviertrio Nr. 1 d-Moll op. 63

Das letzte Konzert im alten Jahr in der Tonhalle führte mich wieder in den kleinen Saal (in dem neben den Kammermusik-Reihen auch die Préludes und Surprises stattfinden). Das Trio Hoppe Poltéra Brautigam spielte die Klaviertrios Nr. 1 von Schubert und Schumann. Da stand aber nach allem, was ich davon verstehe, nicht wie Hammerklavier sondern vermutlich ein früher Flügel aus dem 19. Jahrhundert – jedenfalls ein recht mächtiges Ding, wie auf dem schlechten Foto zu erkennen ist. Ich hätte nach dem Konzert noch nach vorn gehen und das Instrument aus der Nähe anschauen sollen, aber ich musste mich etwas beeilen und tat das leider nicht.

Musikalisch war das erste klasse – ein Trio, dessen Spiel recht frei wirkt, in der Art, für die in der Klassik der Begriff „improvisiert“ bemüht wird, was mich auch nach all den Jahren noch immer etwas wundert (Wilhelm Kempffs Spiel wird z.B. so genannt) … jedenfalls ein Zusammenspiel, das hervorragend klappte, bei dem die Phrasen wie Bälle hin und her sprangen, das alles bei lebendigem aber dennoch sehr schönem Klang, was wiederum viel mit dem Flügel zu tun hatte, der weicher und obertonreicher klang als der am Bühnenrand stehende, zugedeckte Steinway, der sonst zum Einsatz kommt. Schön zu hören fand ich die Parallelen und wie Unterschiede der beiden doch recht dunkel schattierten Werke. Wie Schumann nochmal andere Dinge wagt, mehr aufbricht als Schubert das konnte.

16.12.2024 – Zürich, Opernhaus – 1. La Scintilla-Konzert

Orchestra La Scintilla
Riccardo Minasi
Musikalische Leitung
Carolyn Sampson Sopran
Hanna Weinmeister Violine
Philipp Mahrenholz Oboe
Balázs Nemes Trompete

GEORG PHILIPP TELEMANN: Sonate in D-Dur TWV 44:1 für Trompete
JOHANN SEBASTIAN BACH: Weichet nur, betrübte Schatten BWV 202
Concerto für Violine und Oboe BWV 1060R
Jauchzet Gott in allen Landen BWV 51

Das letzte Konzert war dann am Montagabend – also auch schon fast im Halbschlaf, am Anfang einer letzten einigermassen aufreibenden Woche im Büro … aber das war dann einmal mehr so lebendig, dass ich wenig Mühe hatte, aufmerksam zu bleiben. Und es war kurz – fast zu kurz mit zweimal einer halben Stunde, aufgebläht durch noch fast eine halbe Stunde Pause. Hin bin ich v.a. wegen Carolyn Sampson, die ich enorm gerne mag, aber noch nie live gesehen hatte. Sie überzeugte mich in der zweiten Kantate am Ende sehr viel mehr. In der ersten fand ich die Balance trotz des kleinen Ensembles oft etwas schwierig und ich teile den Eindruck einer online gelesenen Rezension, dass BWV 202 Sampson wohl nicht so gut liegt wie BWV 51. Los ging es davor mit Telemann, wobei Sonate nicht heisst, dass die Besetzung deutlich kleiner gewesen wäre als bei den weiteren Werken (der einzige Unterschied war glaub ich, dass die Oboe nicht immer dabei war). Im Konzert für Violine und Oboe von Bach glänzte neben dem Solo-Oboisten Phiipp Mahrenholz mit Hanna Weinmeister eine weitere Konzertmeisterin des Opernhausorchesters (es gibt wie beim Tonhalle-Orcherster in der Philharmonia auch drei erste Konzertmeister*innen – und das Personal von La Scintilla setzt sich zumindest teils – ich weiss es nicht genau – aus dem Personal der Philharmonia Zürich zusammen) – nicht Minasi, der auch als Geiger angekündigt war, aber nur dirigierte. Ihn verbindet mit La Scintilla inzwischen eine langjährige Zusammenarbeit und es ist jedes Mal eine Freunde, die Ergebnisse davon zu hören. Auch dan diesem Abend war das Orchester quicklebendig, Stuhlkanten waren höchstens für die Celli (wie immer überragend Claudius Herrmann auch am Continuo-Cello) und den Gast am Cembalo (Joan Boronat Sanz) nötig, da die anderen – wie es sich gehört – stehend musizierten (bei Bartolis Orchester ist das auch so). In der zweiten Bach-Kantate nahm dann der Trompetensolist Balázs Nemes erneut eine prominente Rolle ein – und damit wurde es auch ein klein wenig weihnachtlich für all jene, die vor den Festtagen doch lieber das Weihnachtsoratorium oder den „Messias“ gehört hätten … ich bin diesen Konzerten dieses Jahr gut aus dem Weg gegangen, aber da war auch etwas Glück im Spiel, denn an diesem 16.12. hätte ich in Basel ein Abo-Konzert mit den üblichen Auszügen (vier Kantaten glaub ich? mehr Sitzleder, Leute!) Bachs Weihnachtsoratorium gehabt, aber weil ich Sampson unbedingt hören wollte, habe ich den Platz gegen ein Haydn-Konzert mit Antonini im Frühling eingetauscht.

Jetzt ist erstmal etwas Pause – im Gegensatz zu den Vorjahren ist nämlich die kommenden Tage nichts los, was ich sehen/hören muss.W Weiter geht es am 5.1. im Jazzclub und am 7.1. in der Tonhalle, wenn Alexandra Dovgan mit dem Stuttgarter Kammerorchester unter Thomas Zehetmair ein hauptsächlich Beethoven (PC 2 und Nr. 5) gewidmetes Programm spielen wird.

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