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Eigentlich ist mit den ersten paar Posts, dem Video der Podiumsdiskussion mit DD und Max Dax mit seiner „ich-bin-ein-unkonventioneller-Intellektueller-Strubbelfrisur“ und dem Lied von Saalschutz hier schon alles über DDs Über Pop-Musik gesagt.
Ich will trotzdem mal was loswerden: Ich bestreite nicht, dass DD darin viele interessante und geistreiche Gedanken entwickelt. Als frustrierend empfinde ich jedoch seine Sprache. Umständlich und verschachtelt, mit Fremdwörtern aus exotischen Fachdisziplinen (Anatomie, Religionswissenschaft …) gespickt, bei denen man selbst mit einer recht anständigen Allgemeinbildung auf der Strecke bleibt, das ständige Aufmachen neuer, oft ziemlich unscharfer Assoziationen und Thesen, die kurz aufblitzen aber dann nicht weiterverfolgt werden (das Studio als Kunstinstallation, der Bass als Sockel der Popmusik …), bloß um durch andere Assoziationen und Thesen abgelöst zu werden. Da verliere ich schnell den Faden.
Sprache kann den Leser mitnehmen, Sprache kann den Leser aber auch ausschließen. Das war bei DD früher (z.B. in der SOUNDS und der SPEX, SEXBEAT) auch schon teilweise so. Klar, man gab sich auch als Leser gern als Eingeweihter, der es besser weiß als andere. Aber muss man das immer weiter treiben? Habe ich das heute noch nötig? Hat DD als Autor das nötig? Das wirkt auf mich etwas zwanghaft.
Die Rezensionen im Netz sind voll des Lobes für Über Popmusik. Ich verstehe jedoch nicht, wieso da keiner auf die verschwurbelte, schwer verständliche Sprache des Buches eingeht. Im Buch stecken schlaue Gedanken aber ich finde, es ist nicht gut geschrieben. Ich bin nicht nur von dem Buch, sondern auch von der Kritik enttäuscht.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)