Antwort auf: Umfrage – Die 20 besten Tracks von Joni Mitchell

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friedrich

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Beiträge: 5,141

jackofh
1. River
(…)
„River“ als vielleicht zu offensichtlicher, zu oft gehörter und gecoverter signature song wird hier, wenn, meist eher im unteren Drittel der Listen genannt. Ich habe Joni darüber kennengelernt und der Track ist für mich seither ein ständiger Begleiter geblieben. Für mich spiegelt er in Text und Komposition die ganze Eleganz und den Eigensinn von Joni Mitchell wider. Die Integration des „Jingle Bells“-Themas, die das Stück einrahmt. Die Kopplung der Einsamkeit nach den Ende einer Beziehung mit dem Schwermut zur holiday season (später, auf andere Weise, auch noch toll in „Face Lift“ verarbeitet – mit Flusszitat: „This river has run through both our lives“). Die melancholische Klavierballade als Antidot zu all den „songs of joy and peace“, die man gerade nicht hören mag. Die gedankliche Flucht aus dem gar nicht weihnachtlichen L.A. in die Winterlandschaft der Jugend. Und schließlich natürlich der Text: „Oh, I wish I had a river / I could skate away on“. Diese Zeile schwirrt mir bis heute bei so vielen Gelegenheiten im Kopf herum. Allein diese Zeile! In wie vielen Liedern spielen Flüsse eine Rolle? Meist will man darin versinken, seine Sünden reinwaschen, dem Strom folgen, zu neuen Ufern aufbrechen oder ähnliches. Joni wünscht sich einfach einen zugefrorenen Fluss herbei, um darauf hinwegzuschweben vor dem Kummer … Truly unique.

Wunderbar geschrieben, @jackofh!

Ja ja, Joni Mitchell immer hin- und hergerissen zwischen den Gegensätzen, zwischen den Versprechungen der Jugend und der Ernüchterung des Erwachsenwerdens, dem Bedürfnis nach trauter Zweisamkeit und der Sehnsucht nach Ungebundenheit, dem ach-so wilden Leben der Boheme und den weniger lustigen Seiten so einer Existenz mit den Lebenslügen. Die Sonne des Sehnsuchtsortes Kalifornien und der Schnee des heimatlichen Kanadas.

Mein Favorit In France They Kiss …, den ich wohl nur mit @sommer teile, steht da wohl für die eine Seite des Lebens, aber die andere Seite zeigt sich im Verlauf der Herkunfts-LP ja auch sehr deutlich. Both Sides eben.

Das Foto aus der „Hejira“-Phase habe ich immer als Joni Mitchell als Black Crow interpretiert. Aber passt auch sehr gut zu River. Apropos River ;-) , ich wünsche mir ja, dass Bruce Springsteen Jonis In France … covert und umgekehrt Joni Mitchell dessen Thunder Road.

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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)