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motoerwolfNur zu Blink Twice kann ich ganz schnell etwas schreiben, der Film war nämlich enttäuschend. Dass der überhaupt gedreht wurde kann ich mir eigentlich nur damit erklären, dass Frau Kravitz als Kind eines berühmten Vaters ihr Projekt vergleichsweise einfach durchsetzen konnte. Und natürlich mit dem Umstand, dass „feministische“ Filme und solche mit eat the rich-Motiven gerade en vogue sind. Aber was Kravitz hier zeigt ist oberflächlich, überraschungs- und spannungsarm. Dabei waren ein paar der Ideen grundsätzlich gut und hätten auch zu einem deutlich besseren Film führen können.
Ich muss das einfach noch kurz ergänzen. Eigentlich ist der Film bis zum Ende zwar all das, was ich ihm oben schon vorwarf, aber immer noch dank der production values als mittelmäßiger Film goutierbar. Damit ist er immerhin schon mal besser als The Substance, den dieselben nicht retten konnten. Das Ende aber macht den Film zum wirklichen Ärgernis. Spoiler ab hier: Der Film erklärt dem Zuschauer die ganze Zeit über die Verdorbenheit der reichen Männer und scheint eine Anklage sowohl gegen Reichtum als auch den damit einhergehenden moralischen Verfall, gegen die Ausbeutung der Schwachen zu sein. Das ist natürlich schon sehr oberflächlich, und wird es noch mehr, weil eben nur Männer als verdorben dargestellt werden. Der Feminismus ist hier also wieder wenig mehr als ein einfaches „Männer sind Scheiße“. Die Kritik am extremen Reichtum und an der Ausbeutung der Armen jedoch wird durch das Ende völlig entwertet. Es geht Kravitz und ihren Figuren nämlich keineswegs um eine Neugestaltung der gesellschaftlichen Ordnung. Es geht um primitive Rache, und diese wird ausgeführt, indem das Opfer einfach den Täter zum Rollentausch zwingt. Dadurch wird nichts am System verändert, es wird im Gegenteil sogar zementiert. Letztlich naheliegend, denn Frau Kravitz kann ja gar kein Interesse an einem Systemwechsel haben, der ja dazu führen müsste, dass sie als Nepo-Baby ihren Stand in der Welt verlöre. Und es ist gleichzeitig sehr amerikanisch, wenn sich „linke“ Kritik an Personen erschöpft, nicht aber das System als solches hinterfragt.
stormy-mondaySchön, dass Du zurück bist, Motoerwolf.
Danke!
zuletzt geändert von motoerwolf--
And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame