Antwort auf: Fashion, baby!

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cleetus

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clau@cleetus: Können wir nochmal das Thema „Waxed Jacket“ beleuchten? Auch wenn Steve McQueen eine Barbour getragen hat, die Jacken sind seit Jahrzehnten und bis heute immer noch Louisenlunder und BWLer Chic. Auf der anderen Seite ist Belstaff vielleicht auch ein bisschen zu trendy. Wie siehst Du das?

Hm, mir persönlich sind so Assoziationen egal (dann dürfte ich ja auch kein TNF mehr tragen), deshalb geh ich darauf jetzt mal nicht weiter ein. Die Barbourjacken, die McQueen getragen hat, waren Internationals und in eine ähnliche Kerbe schlagen optisch auch die Trailmaster von Belstaff. Das sind Motorradjacken, die man (vermutlich, ich hab keine Ahnung von Motorradfahrern) recht körpernah tragen sollte, damit sie nicht im Wind rumfludern. Somit das Gegenteil von dem was du als Wetterschutz haben willst, da sollte ja etwas mehr Raum sein um diverse Wollschichten reinzwiebeln zu können.

Vorweg, jegliche Diskussion um eine Alternative zu Barbour macht mM nach keinen Sinn, hier kann und sollte man einfach zum Original greifen. Den von Gipetto beschriebenen katastrophalen Qualitätsverlust kann ich nicht bestätigen, meine letztes Jahr gekaufte Northumbria ist ein fünf Kilo schwerer Traum und genauso gut gemacht wie meine 17 Jahre alte Beaufort und alle Jacken dazwischen. Eine Veränderung des Finishs fällt mir auch nicht auf, das eine ist halt Sylkoil, das andere Thornproof und je nachdem was man bevorzugt, wird man kaufen. (Gibts da eine Quelle, wo näher auf die Umstellung von Wachs auf Öl eingegangen wird, das interessiert mich, @gipetto?)
Das Preis/Leistungsverhältnis ist ein Traum, noch dazu sind die dauernd irgendwo im Sale (End oder Cultizm haben oft eine große Auswahl, bei Zalando-Lounge gibts es auch häufig) zu haben. Du hast ja selbst genug gekauft um einschätzen zu können, dass +/- 300€ für so ein Produkt in heutiger Zeit ziemlich nachgeschmissen ist.

Zu den Modellen: Vergiss die Bedale/Ashby, die ist für Leute unter 1,70m. Über die Jahre hab ich ein paar Modelle angesammelt, hauptsächlich neue, ein paar wenige gebrauchte von Ebay (ich kauf schon viel Second Hand-Sachen, bei Wachsjacken bin ich etwas zurückhaltend und schmücke mich ungern mit den gelebten Falten anderer Leute) und definitiv am häufigsten trag ich meine erste Beaufort (Classic Beaufort that is, der Unterschied zwischen Classic und Original besteht darin, dass die Classic ge-sylkoiled ist, die Original nicht. Sylkoil kriegt mit der Zeit einen starken Glanz und Fades ähnlich einer raw denim Jeans, der Stoff fällt etwas widerstandsloser und ist weniger starr wie Thornproof welches sich auch etwas rauer angreift). Der Schnitt war zu Beginn etwas ungewohnt und ill fitting, aber man kann eben auch Sachen drunter anziehen und in die Taschen gehen zusammengenommen ca 12 Flaschen Bier. Die Arschtasche ist überragend praktisch um zb Handschuhe, Schal und Mütze in einer Stehbar zu verstauen ohne sie zu verlieren. Der Unterschied zwischen meiner alten Version und einer neuen Beaufort besteht an der kleinen Logostickerei auf der linken Taschenklappe und dem Zipper an der Innentasche, meiner ist klein und aus Metall, bei den neuen ist zusätzlich ein kleiner Gumminoppen angebracht.
Alternativ gibts die Bristol, die ist einen Mini-Ticken länger und slimmer geschnitten, hat aber keine Arschtasche. Die Border ist noch etwas länger, die Northumbria auch und zusätzlich aus schwererem Stoff (ich glaube sogar die schwerste Grammatur aller Barbour-Modelle). Für letzteres Modell ist man im Idealfall mindestens 1,85m groß. Mit der Beaufort stoß ich hier im Winter schnell an meine Grenzen, die Northumbria hat letztes Jahr nochmal 5-10 Grad rausgeholt, auch ist sie tatsächlich annähernd winddicht.
(Außerhalb der Classic Line hab ich mich nicht wirklich umgeschaut, interessant sind immer die Kollaborationen mit japanischen Designern wie Engineered Garments, White Mountaineering oder ToKiTo, was Repros angeht sind die Firmen von dort eh einsam an der Spitze und die Reworks der Barbour Modelle sind immer viel eleganter und subtiler als, zb eine Kollaboration zwischen Barbour und JEEP. Niemand will ein Barbour x JEEP Jacket. Zum Glück sind solche Fehlgriffe selten, in der Regel suchen sie sich die richtigen Partner aus.

Alternativ hab ich noch zwei Filson-Jacken in Waxed Cotton, eine Weste und das Tin cloth Field Jacket. Letzteres ist für den urbanen Gebrauch völlig unpraktisch, da viel zu schwer. Patagonia und Fjällräven stellen ebenfalls Wachsjacken her, Patagonia finde ich qualitativ nicht gut, mit Fjällräven bin ich noch nie in Berührung gekommen.

Anyway, viele Fehlkäufe meinerseits später hat Barbour nie dazugehört und bevor du lange überlegst, warte auf den nächsten Sale und bestell dir doch mal eine. Bei 189/82kg passt mir in allen Jacken C42, ein Versuch zwecks Silhoutte-Gründen downzusizen schlug fehl. Die Ärmel werden dir anfangs etwas zu kurz vorkommen, das hat aber den Sinn, dass man bei der Fuchs- und Fasanenjagd nicht mit überschüssigem Stoff beim Abzug kämpfen muss.

ps.: die einzigen Firma, die Barbour-Jacken optisch (und in letzterem Fall auch qualitativ) besser machen als Barbour ist RL Country/RRL und Manifattura Ceccarelli*, aber das bezahlt man auch. Was ich auch schon gemacht habe, ist, Jacken einfach gewachst. Das Wachs gibts in Sprühdosen oder als Block, dann wartest du auf den heißesten Tag des Jahres, gehst in die Sonne und los gehts. Auf ebay schwirren ein Haufen Barn Coats rum, die kosten wenig und der Stoff eignet sich gut fürs selbst wachsen.

*da kannst du überhaupt mal schauen, das könnte durchaus was für dich sein. Qualitativ einzigartig meiner Meinung nach. Gibt auch in Deutschland diverse Händler.

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