Antwort auf: Konzertimpressionen und -rezensionen

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gypsy-tail-wind
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Lucerne Festival: Sommer-Festival 2024 – Neugierde, orphisch
(Teil 3)

5.9., 12:15: Debut Isata Kanneh-Mason
Isata Kanneh-Mason
Klavier

Joseph Haydn (1732–1809): Klaviersonate C-Dur Hob. XVI:50
Clara Schumann (1819–1896): Notturno F-Dur op. 6 Nr. 2
? : ?
Franz Liszt (1811–1886): Consolation No. 3
Felix Mendelssohn (1809–1847): Scherzo aus der Bühnenmusik zu Shakespeares Ein Sommernachtstraum op. 61, für Klavier bearbeitet von Sergej Rachmaninow
Sofia Gubaidulina (*1931): Chaconne für Klavier
E: George Gershwin (1897–1937): The Man I Love, arrangiert von Earl Wild

Das Debut von Isata Kanneh-Mason fiel letztes Jahr wegen eines Streiks auf dem Flughafen von London aus und wurde heuer nachgeholt – mit ein paar kurzfristigen Programmänderungen, die leider nur mündlich beim Konzert kommuniziert wurden. Von den zwei Stücken, die statt der Chaconne von Nielsen an zweitletzter Stelle Clara Schumann und Mendelssohn eingeschoben wurden, verstand ich nur die Infos zum zweiten von Liszt. Das andere war wohl auch etwas aus der Romantik, aber eben: keine Ahnung, was. Das Rezital funktionierte für meine Ohren nicht so richtig, es zerfiel in drei Teile mit Haydn (gradlinig, schön), der Romantik (etwas gar blumig fand ich, aber gut gespielt) und dem Höhepunkt am Schluss (Gubaidulina). Bei der Zugabe bin ich mir ziemlich sicher, dass Kanneh-Mason das Arrangement von Earl Wild gespielt hat, das ich kurz davor auf der neuen CD von Claire Huangci angehört hatte. Eine überaus begabte Pianist, wie nicht zuletzt ihre Clara Schumann gewidmete CD von vor ein paar Jahren schon bewies – und für mich auch ein Konzert mit ihrem Bruder Sheku in der Tonhalle-Maag 2018 oder 2019, als die beiden nicht zuletzt die Sonate von Poulenc und die zweite von Brahms spielten – und da fand ich dann auch das Power-Spiel von Sheku völlig stimmig und passend.

5.9., 19:30: Orchestre de Paris-Philharmonie
Orchestre de Paris-Philharmonie
Klaus Mäkelä
Dirigent
Lisa Batiashvili Violine

Pjotr Iljitsch Tschaikowsky (1840–1893): Violinkonzert D-Dur op. 35
Hector Berlioz (1803–1869): Symphonie fantastique op. 14

Dieser vierte und längste Besuch mit zwei Übernachtungen brachte fünf Konzerte, ich hatte am Freitag viel freie Zeit, aber davor gab es am Donnerstagabend nochmal eine richtig schöne – halb erhoffte – Überraschung. Ein Fan des Tschaikowsky-Konzertes bin ich nicht gerade, und Berlioz hat bisher auch nur selten geklickt … aber wie Batiashvili das Violinkonzert interpretierte, gefiel mir ausserordentlich gut. Folklore und Virtuosität fanden aufs Schönste zusammen, das war gradlinig aber keineswegs unterkühlt. Und das Zusammenspiel mit dem Orchester war wenigstens so gut wie das mit dem Rotterdam Philharmonic. Eine kurze Zugabe gab es auch: und da noch eine Überraschung, denn Mäkelä lieh sich ein Cello und spielte – stehend – mit Batiashvili ein kurzes, sehr charmantes Stück im Pizzicato. Die zweite Konzerthälfte war dann die richtig grosse Überraschung: wie frei Orchester und Dirigent hier aufspielten, wie lustvoll da musiziert wurde – das ergab eine irre dynamische, mitreissende Sicht auf die „Symphonie fantastique“, die mich förmlich vom Stuhl riss. Phantastisch in der Tat!

6.9., 19:30: Wiener Philharmoniker 1
Wiener Philharmoniker
Christian Thielemann
Dirigent

Felix Mendelssohn (1809–1847): Sinfonie Nr. 3 a-Moll op. 56 Schottische
Richard Strauss (1864–1949): Ein Heldenleben. Sinfonische Dichtung für grosses Orchester op. 40

Wenn die Pariser frei agierten – und darob die Klangschönheit manchmal etwas litt – so bot sich am nächsten Abend das pure Gegenteil: routinierte Langeweile auf höchstem Niveau, ein überaus kontrollierter, sehr gemütlicher Zugang zu zwei Werken, die dem Festivalmotto eher zuwiderliefen, stand doch die „Schottische“ 2022 mit dem LFO unter Chailly (da war ich nicht) und „Ein Heldenleben“ gar 2023 im Programm. Letzteres hatte ich gehört, mit den Berliner Philharmonikern unter Kirill Petrenko, und das erinnere ich als schlanker, zielstrebiger. Das wirkte jedenfalls geradezu wie Altgier. Mit der Klangkultur – bei Strauss wirklich beeindruckend zu hören – der Wiener kann vielleicht sonst niemand mithalten, aber das Konzert schien mir wie aus der Vitrine: kostbar, aber auch gut abgeschirmt von allem Leben. Da war kein Funke, da war kein Feuer, das wirkte lieblos und routiniert. Dass dann auch der mit Abstand niedrigste Frauenanteil zu sehen war, passte halt schon auch ins Bild (15% vielleicht, bei den anderen Orchestern, die ich dieses Jahr hörte, waren es jeweils mindestens doppelt so viele).

Da es am Freitag sonst kein anderes Konzert gab, nutzte ich den Tag, um etwas Zeit in der eindrücklichen Piuskirche in Meggen zu verbringen, eine kleine Plattenladentour zu machen und am Nachmittag auch die aktuelle Ausstellung im Museum im Bellpark in Kriens (wie Meggen in wenigen Minuten mit dem Bus zu erreichen) anzuschauen. Dort werden Fotos aus einem Archiv gezeigt, das von den Dreissigern bis in die Sechziger mehrere populäre Zeitschriften/Magazine des Landes versorgte. Ein Teil des Bestandes gelangte in der Zwischenzeit auf verschlungenen Pfaden nach Kriens und wird dort erstmals präsentiert.

7.9., 11:00: Portrait Beat Furrer & Lisa Streich
Ensemble Helix/Studio für zeitgenössische Musik der Hochschule Luzern – Musik
Beat Furrer
Dirigent

Beat Furrer (*1954): … cold and calm and moving für Flöte, Harfe, Violine, Viola und Violoncello (1992)
Lisa Streich (*1985): Francesca für Ensemble (2016–19)
Beat Furrer (*1954): linea dell’orizzonte für Ensemble (2012)

Am Samstagmorgen ging es nochmal mit dem Buch nach Kriens, Haltestelle Südpol, wo in einem grösseren Areal das Probehaus des Luzerner Sinfonieorchesters und Gebäude der Musikhochschule Luzern liegen. In letzteren findet sich ein sehr schöner Saal, in dem ich 2023 bei einem Konzert des ensemble recherche im Rahmen des Festivals auch bereits ein Werk von Streich gehört hatte (neben welchen von Rihm, Lachenmann und Ammann). Dieses Mal leitete Beat Furrer das Ensemble für Neue Musik der HSLU, das zwei seiner Stücke und dazwischen eins von Streich spielte. Leider gab es zu diesem Konzert (wie auch zu denen des Composer Seminars) nur einen Flyer ohne Informationen zu den Werken, die meinem Gedächtnis etwas auf die Sprünge helfen könnten – und zum ersten Stück habe ich keine greifbare Erinnerung mehr. Beim dritten allerdings, so notierte ich auf den Flyer, liess Furrer sich von Dino Campanis „Canti Orfici“ anregen. Es handelt sich um eine Art von Klavierkonzert, in dem Federico Pulina glänzte.

Dazwischen gab es Streich: ein Stück, für das sie sich von einem Fresko in Rom inspirieren liess, das die heilige Franziska auf dem Sterbebett zeigt. Streich imaginiert die Musik, die diese in ihren letzten Augenblicken und danach im Jenseits gehört haben könnte. Engelschöre unter anderem, also wie schon bei Furrer ausgenommen leise, zarte Klänge, die aber auch von harten Tönen – u.a. Peitschenschlägen von der Schlagzeugerin – unterbrochen oder untermalt werden. Wie schon im ersten Konzert mit Musik von Streich (18.8., siehe oben), gab es auch hier ein „motorisiertes“ Klavier. Eine Musikerin sass neben dem Flügel und bediente diese Motoren, die irgendwelche kleinen Objekte im Innern antrieben (ich glaubte, Papierfetzen gesehen zu haben, die dann wohl durch Kreisbewegungen die Saiten berührten), während die Pianistin das Instrument zusätzlich einigermassen konventionell spielte.

7.9., 14:30: Lucerne Festival Academy 4
Lucerne Festival Contemporary Orchestra (LFCO)
Sir George Benjamin
Dirigent
Jörgen van Rijen Posaune

George Benjamin (*1960): Concerto for Orchestra (2019–21) (Schweizer Erstaufführung)
Luciano Berio (1925–2003): Solo für Posaune und Orchester (1999/2000)
Hans Abrahamsen (*1952): Vers le Silence für Orchester (2020/21) (Schweizer Erstaufführung)

Mit dem letzten grossen Orchester-Konzert des LFCO (am 8.9. trat nochmal ein Ensemble auf, ein Konzert u.a. mit Werkern von Saariaho und Seyedi, das ich gerne auch noch gehört hätte) ging der vierte Besuch dann am Samstagnachmittag zu Ende – und das war gleich nochmal ein Programm mit neuer Musik und einmal mehr super. George Benjamin präsentierte sein eigenes Concerto for Orchestra, mit dem er sich in eine Linie mit Bartók, Lutoslawski oder Bernstein stellt. Geschrieben bzw. massgeschneidert hat er es für das Mahler Chamber Orchestra und es bietet allen Stimmen ihren Moment im Rampenlicht – ist aber zugleich auch eine Hommage an den verstorbenen Freund Oliver Knussen – nicht als Requiem sondern als „Vergegenwärtigung von Knussens geist- und humorvoller Persönlichkeit“ (Programmheft). Ein schneller Parforce-Ritt, zugleich wild und sehr detailreich. Danach hätte die Uraufführung eines Posaunenkonzerts folgen sollen – den Namen des Komponisten, der nicht fertig wurde, habe ich leider nicht verstanden. Berios „SOLO“ wurde stattdessen programmiert, Solist war Jörgen von Rijen, den ich schon bei meinem ersten Konzert dieses Jahr gehört hatte. Ein Stück, in dem der Solist die klanglichen Möglichkeiten seines Instruments auslotet, fast keinen Moment der Pause hat – da ist alles drin von Doppelzunge bis zu Multiphonics, Geräusche, Triller, Entrücktes ebenso wie überbordend Wildes. Dabei spielt das Orchester nebenher eine Art eigenes Solo. Die zwei Teile finden nicht wirklich im herkömmlichen Sinn zusammen sondern verlaufen einfach zeitlich parallel. Leicht überrascht entnahm ich dem Programmheft, dass der Widmungsträger, Christian Lindberg, der eng mit Berio zusammengearbeitet hatte, das Stück Ende 1999 in Zürich mit dem Tonhalle-Orchester unter David Zinman uraufgeführt hat.

Am Schluss stand dann „Vers le silence“, ein neues Orchesterwerk von Hans Abrahamsen, Benjamin gewidmet und von Abrahamsen dieser selbst kurz vorgestellt. In diesem – wie bei Benjamin schon – ersten reinen Orchesterstück seit längerer Zeit skizziert Abrahamsen im ersten von vier Teilen fünf Elemente: Feuer, Erde, Wasser und Luft sowie ein nicht näher bestimmte fünftes. In den drei folgenden Teilen entfaltet sich die Musik. Im zweiten Teil steht das Element Erde im Zentrum, in dritten turbulente Luft mit einem rhythmisch komplexen Höhepunkt. Abrahamsens Musik scheint – wie die von Benjamin – ungewöhnliche Schwierigkeit zu beinhalten, steht doch gemäss dem Programmheft (Susanne Schmerda) in der Partitur auch eine Entschuldigung: „sorry for this awkward polyrhythm notation – please forgive“. Im letzten Satz steht dann das Wasser im Zentrum: „Sehr langsam, dunkel fliessende“. Die Entwicklung geht zur Stille hin, wie der Titel schon verrät, ein sanftes Ausklingen mit Klavier und Celesta.

Auch das alles Werke, die ein wiederholtes Hören bedingen würden.

12.9., 18:20: 40min 8 „Preisgekrönt!“
Gewinner*innen des Fritz-Gerber-Award:
Santiago Villar Martín (Schlagzeug), Phoebe Bognár (Flöte), Francisco Morais Fernandes (Klavier)

Enno Poppe (*1969): Fell für Drumset solo
Christian Kubisch (*1948): Private Piece und It’s so touchy aus Emergency Solos für Flöte und Objekte
Marcos Balter (*1974): Death of Pan aus Pan für Flöte und Elektronik
Luciano Berio (1925–2003): Sequenza IV für Klavier

Beim letzten Besuch schaffte ich es zum einzigen Mal dieses Jahr an eines der 40min-Gratiskonzerte, die jeweils um 18:20 Uhr im Luzerner Saal (dem kleineren zweiten Saal im KKL, wo auch das Composer’s Seminar und das LCFO-Konzert mit Ruth Reinhardt stattgefunden haben) zu hören sind. Die Konzerte finden eher unter der Woche statt und ziehen zum Teil auch ein anderes Publikum an, was ja begrüssenswert ist. Die Fritz-Gerber-Stiftung fördert jährlich drei junge Musiker*innen im Bereich der zeitgenössischen klassischen Musik (es gibt einen Geldpreis und die Teilnahme bei der Lucerne Festival Academy im Folgejahr), die Jury besteht gemäss Website derzeit aus Michael Haefliger, dem Intendanten des Lucerne Festivals (noch bis 2025), und Heinz Holliger. Zwischen den Saiten- bzw. Schlagzeug-Soli gab es eine Art Performance mit Flöte, bei der auch metallene Fingerhüte und die Stimme zum Einsatz kamen – etwas altmodische Neue Musik halt. Mein Höhepunkt hier war das Stück von Berio.

12.9., 19:30: «räsonanz» – Stifterkonzert
Münchner Philharmoniker
Lahav Shani
Dirigent
Renaud Capuçon Violine

Unsuk Chin (*1961): subito con forza für Orchester (2020)
Henri Dutilleux (1916–2013): L’arbre des songes. Konzert für Violine und Orchester (1983–85)
Michael Seltenreich (*1988): The Prisoner’s Dilemma für Orchester (2024) (Schweizer Erstaufführung – Auftragswerk des Israel Philharmonic Orchestra, der Münchner Philharmoniker und von Lucerne Festival, finanziert von der Ernst von Siemens Musikstiftung)
Paul Ben-Haim (1897–1984): Sinfonie Nr. 1 (1939/40) (Schweizer Erstaufführung)

Das Hauptereignis des Abends war auch ein Stifterkonzert, eine jährliche Institution, bei der vor leider stets recht kleinem Publikum (wie beim Roche-Konzert, siehe 31.8. oben) ein Programm mit Musik aus dem 20. und 21. Jahrhundert geboten wird. Mit Chins kurzem Stück und Ben-Haims toller Symphonie – eine Herzensangelegenheit von Shani, der sie 2020 bei seinem Antritt beim Israel Philharmonic Orchestra aufs Programm setzte und in Luzern auswendig dirigierte – standen am Anfang und am Ende durchaus zugänglicher, gewissermassen handgreifliche Werke. Chin erhielt im Mai den Ernst von Siemens Musikpreis – zehn Jahre nachdem hier im Rahmen der „Roche Commissions“ 2014 ihr Orchesterwerk „Le Silence des Sirènes“ uraufgeführt wurde. Seit 2023 ist sie Teil des Composer Seminar und wird diese Rolle soweit bekannt auch fortsetzen. (Die gerade vergebene jüngste „Roche Commission“, die für 2026, geht an Liza Lim – da freue ich mich jetzt schon auf das Konzert.)

Im ersten Teil war das Violinkonzert von Dutilleux ein weiterer grosser Festivalhöhepunkt. Renaud Capuçon spielt das Stück schon länger und erweist sich darin als Geiger von schier endlosen Fähigkeiten. Die Sätze werden durch Intermezzi verknüpft: das erste pointillistisch (Bassklarinette und Schlagwerk-Effekte), das zweite mit Oboe d’amore, die danach im dritten, dem langsamen Satz des Konzerts, zum Dialogpartner der Violine wird. Bis dahin ist in diesem Werk schon so viel zu hören, dass Dutilleux befürchtete, keine Ideen mehr zu haben. Er behalf sich mit einem Gag: als drittes Zwischenspiel gibt die Oboe ein A vor, die Solo-Geige stimmt die offenen Saiten, die anderen Streicher spielen Akkorde, die Bläser werfen wie beim Einspielen kurze Floskeln dazu. Der Finalsatz geht in viele Richtungen und endet eher überraschend mit einem Fortissimo.

Michael Seltenreich versteht seine Musik gemäss Kerstin Schüssler-Bach (Programmheft) „als Kommunikation zwischen Komponist, Ausführenden und Publikum: ‚Ich finde es immer sehr nützlich, wenn man denjenigen im Kopf hat, der das Stück spielen wird.'“ – Da trifft es sich ja gut, dass Seltenreich und Shani sich schon seit vielen Jahren kennen. „Shani habe, sagt Seltenreich, eine ‚einzigartige Fähigkeit‘, Temperamente un Farben ’sehr wirkungsvoll auszudrücken‘. Dies habe ihn bei seinem neuen, dreisätzigen Stück inspiriert, in dem er die Möglichkeiten eines grossen Orchesterapparat ‚wirklich bis zum Äussersten ausnutzen‘ wollte.“ Das Stück war schon in Arbeit, als Seltenreich unter dem Eindruck der Ereignisse – und Reaktionen auf diese – vom 7. Oktober 2023 alles verwarf und neu ansetzte. Wie das „prisoner’s dilemma“ da reinspielt, erklärt er selbst (in Schüssler-Bachs Text): „Das klare Wissen darüber, was passieren sollte, um eine Tragödie zu vermeiden, gepaart mit der fast sicheren Gewissheit, dass dieses Wissen ignoriert wird und alle Beteiligten am Ende schlechter dastehen werden.“ – Ernüchternd, aber ich fürchte allzu wahr. Dass danach Ben-Haims Symphonie noch einmal einen anderen Ton setzte – sie entstand ein paar Jahre nach der Flucht des in München als Paul Frankenburger geborenen Komponisten, der 1933 nach Palästina ging, als er für das 1936 gegründete Palestine Orchestra, das später in Israel Philharmonic Orchestra umbenannt wurde, eine neue Symphonie schrieben sollte. Die Klangwelt eines Gustav Mahler trifft hier auf orientalische Einflüsse und die Kultur der Einwanderer aus Osteuropa mit Tänzen wie der Hora (im Finale) – und verkörpert damit bereits 1940 – noch unter dem Eindruck der ersten Siege Hitlers – die künftige multikulturelle Gesellschaft seines neuen Landes Israel.

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba