Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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Lag seit Enja auf dem Stapel, aber jetzt erstmals im Player … das Album selbst hatte ich auch gar nicht mehr im Ohr, wer ist denn Mike Downs, der hier am Kornett zu hören ist? Gemäss Pujols kurzer Einführung im Booklet starb er 1968 und das hier ist eine letzte Aufnahme (in den originalen Liner Notes schreibt Nat Hentoff, er sei 1935 in Oakland geboren worden, habe in San Francisco von 1956-59 mit Virgil Gonsalves gespielt und Jones habe ihn dort in einem After Hours-Club angesprochen und gefragt, ob er mit seiner Band spielen wolle). Jedenfalls ist Downs ziemlich toll hier und braucht sich neben dem hervorragenden Bill Barron nicht zu verstecken. Mit Walter Davis‘ etwas blumigerem Piano hat das eine etwas andere Tonalität, aber das Miles Davis Quintet von 1956 ist schon die offensichtliche Referenz: „Salt Peanuts“, „Dear Old Stockholm“ und „Two Bass Hit“ sind drei der ersten vier Stücke, womit die Parallelen zwangsläufig gesetzt sind – ebenso wie damit, dass Paul Chambers am Bass dabei ist damit die im Vergleich mit der 1961 zu hörenden Davis-Rhythmusgruppe die etwas weniger entspannte Rhythmusgruppe der frühen Zeit des Quintetts wieder auflebt. Die anderen vier Stücke sind „Muse Rapture“ (John Hines – gemäss Hentoff ein Trompeter aus Chicago … jedenfalls ein super Stück mit Latin-Vamp, rollendem Piano und Rumpel-Drums), „Lori“ (Jimmy Garrison), „Got to Take Another Chance“ (Philly Joe) und „That’s Earl Brother“ (Dizzy Gillespie/Ray Brown/Gil Fuller).

Als Bonus gibt es dann einen nicht ganz halbstündigen Mitschnitt aus dem Birdland vom 18. März 1961, kurz vor dem Ende der Band (Pujol schreibt, sie habe ab Januar 1960 für etwas mehr als 13 Monate existiert) und da ist Spanky DeBrest am Bass zu hören, den man von den Jazz Messengers 1956-58 kennt. An Davis-Klassikern gibt es da neben dem „Two Bass Hit“ und „Salt Peanuts“ auch „Max Is Making Wax“ (Oscar Pettiford) und „The Theme (Blue ’n‘ Boogie)“, dazwischen mit „Bebe“ nochmal ein Stück von Jones (am Ende des Stücks sagt Symphony Sid, dass gerade John Coltrane den Club betreten habe, „he’s really making history with the soprano sax“, fragt Jones, ob Coltrane einsteigen soll? Klar, aber „he’s been working all day“, und so kommt es leider nicht dazu). Der Sound ist eher bescheiden, aber man kann eigentlich alles einigermassen hören und ich gewöhne mich hier schnell ein – und es ist natürlich toll, diese Aufnahme überhaupt hören zu können!

Wo sind hier eigentlich die Bill Barron Ultras?

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