Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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redbeansandrice

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Good=Bye, Helmut Brandt

der andere Neueinkauf, sicher nicht wegen dem Cover… der Baritonist Helmut Brandt hatte damals um 1960 als die Platte erschien noch etwa 40 Jahre vor sich, viele davon als Musiker etwa im RIAS Tanzorchester… der Titel dieser 10in LP bezieht sich darauf, dass Brandt sein Quintett, eine der besten Jazzbands im Deutschland der 50er, auflöste um beim RIAS anzufangen, wahrscheinlich um ein etwas sichereres Einkommen zu haben… auf der A-Seite der Platte hört man das mit der führenden Jazzband ganz eindeutig, die Musik ist tendentiell Cool Jazz vielleicht mit ein paar Hard Bop Einschlägen… auf der B-Seite führt die Band dann vor, dass sie auf eine Swingband im Stile Benny Goodmans umschalten konnte, wenn zahlende Kunden das wünschten, Brandt wechselte dann an die Klarinette und der Pianist ans Vibraphon… von der Band der Mangelsdorff-Brüder gibt es ja auch so Aufnahmen mit Albert an der Rhythmusgitarre und Emil an der Klarinette… das waren halt alles Profimusiker, keine Avantgardisten… oder so. Mir musste man das nicht beweisen, ich hätte lieber zwei Seiten normale Musik gehört…

Ich dachte beim Kauf ja noch, dass das hier bestimmt auf einer der Sonorama CDs mit Musik von Brandt zu finden ist, aber es scheint tatsächlich kein Reissue zu geben…


Paul Ruys – Lover, Come Swing With Me

das schliesst da eigentlich sehr direkt an, hatte ich eigentlich als Prequel zu den Overgaauw Alben hören wollen, aber hier passt es auch… Auf dieser LP aus dem Jahr 1966 beweist der Cocktailpianist Paul Ruys, dass sich in seinem Repertoire auch eine der heissesten Keyboardwaren der mittleren 60er befindet: Souljazzorgelcombo. Bei der Auswahl der Stücke geht nichts schief, The Preacher, Work Song, Watermelon Man… Die klassische Besetzung wäre natürlich org/g/dr gewesen, aber als gelernter Pianist verzichtet Ruys lieber nicht auf den Bass und holt sich g/b/dr dazu… über Overgaauw geht bei mir immer, zu der Zeit war er Gitarrist in der Band von Pim Jacobs, aus der auch das b/dr Team, Ruud Jacobs und Han Bennink… die zwei waren ein Jahr später auch gut genug für Sonny Rollins… und sollten sich dann bald für einige Jahrzehnte professionell auseinanderleben, weil Jacobs der Meinung war, ein Profi könne nicht mit jemandem wie Willem Breuker zusammenarbeiten… er wechselte dann weitgehend auf „die andere Seite“ produzierte zum Beispiel die Burton, Hinze und (teilweise) Overgaauw Alben, die gestern und heute hier liefen, seine grössten Erfolge feierte er als Produzent von Andre Rieu… Bei Han Bennink lief es anders aber auch nicht schlecht, und irgendwann in den 2000ern hatten die zwei auch wieder eine gemeinsame Band… Zum Album: Ruys ist schlau genug, den anderen drei in der Band Raum zu lassen, und so mag das hier eine der besten Gelegenheiten sein, Soul Jazz von Han Bennink zu hören… mit zB Eddie Louiss an der Stelle von Ruys hätte das hier der Hammer werden können, auch so tut es keinem weh und lässt alle paar Minuten mal aufhorchen…

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