Antwort auf: Ich höre gerade … Blues!

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friedrich

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asdfjkloefriedrich: JAAAAAAAAA, die „Hard Again“ von Muddy (& Johnny) betrachte ich als ein wahres Schmuckstück,dabei sollte man die Nachfolger „I’m Ready“ und „King Bee“ auch nicht außer Acht lassen!!!

zojiKing Bee scheint mir immer ein wenig im Schatten seiner beiden Vorgänger zu stehen, für mich bildeten die drei Alben immer eine Einheit, aus der ich nicht den geringsten Teil rausgebrochen haben möchte. Das war nach den zwar nicht missratenen, für seine Verhältnisse dann aber doch Schmalhansjahren noch einmal ein grandioses Trio. Bzw. Quartett, wenn man Muddy „Mississippi“ Waters Live dazunehmen möchte, was ich schon deshalb möchte, weil die dort enthaltene Version von Mannish Boy nicht nur der erste Track war, den ich je von ihm zu hören bekam und der mir den Virus eingepflanzt hat, sondern weil das auch bis heute mein Lieblingstrack von ihm ist. Ab #2 gebe es mächtig Kompetenzgerangel, aber die #1 steht auch deshalb so unverrückbar, weil sie noch ein bisschen schöner radaubrudert als die Studioversionen.(…)

Die drei von Johnny Winter produzierten Studio- und das eine Live-Album gelten ja als Muddy Waters return to form Ende der 70er. Ich muss gestehen, dass ich das Live-Album als Teenager sogar mal als LP hatte, es aber aufgrund einer drastischen Änderung meines damaligen Musikgeschmacks irgendwann abgestoßen habe. So was passiert, wenn man 16 Jahre alt ist. :-( Heute wüsste ich es besser.

Diese Blue Skies-Best Of … enthält ausschließlich Aufnahmen aus dieser Periode, davon 5 Tracks von Hard Again und zwei von dem Live-Album, die übrigen von I’m Ready und King Bee. Höre ich es richtig, dass Hard Again ein gutes Stück radau-iger ist als die folgenden Studioalben? Das klingt so, als hätte man in einer noch nach altem Motoröl riechenden, als Proberaum dienenden ehemaligen Autowerkstatt zwei Mikrofone auf- und das Tonband angestellt und die Aufnahme ohne Nachbearbeitung so veröffentlicht. Spontan, lebhaft, ohne Rücksicht auf Verluste, Gefühl vor Perfektion. Man hört auf der Compi tatsächlich den Unterschied zwischen den Tracks von Hard Again und den von den anderen Studio-Alben, die etwas geschliffener klingen aber immer noch ordentlich Wumms haben. Ob ich diese Compi durch Hard Again ersetzen sollte? Aber sie ist schon durchgängig sehr, sehr gut. Muddy Waters‘ reifes Spätwerk im Schnelldurchlauf.

Erinnere ich mich richtig, dass King Bee Muddy Waters Schwanengesang war, den man mit ein paar Aufnahmen aus dem Archiv vervollständigen musste? So oder so, der Mann hat offenbar bis zum Umfallen gespielt.

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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)