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Da bin ich jetzt mal faul und höre, ohne nochmal was zu schreiben:
gypsy-tail-wind
David Murray – Recording NYC. 1986 | Ganz anders die nächste Runde, ein Sideman-Auftritt mit David Murray, aufgenommen am 10. Mai 1986 im Sound Ideas Studio in New York. Mit dem rockenden „Red Car“ von Butch Morris geht es los, Fred Hopkins (b) und Sunny Murray (d) treiben das gekonnt und eigenwillig an – und lassen es so klingen, als gäbe es eine Welt mehr an Platz hier als in der Phalanx (was ja irgendwie in deren Namen schon enthalten ist, da ist einfach kein Platz, das ist ja das Konzept, Platz zu lassen würde alles gefährden). Ulmer findet sich ein zwischen dem toll klingenden Sax von Murray, der in „Long Goodbye“ (wieder Morris) singt, und dem Bass von Hopkins, der auch dann offen und frei klingt, wenn er wie hier sehr viel spielt. Auch Sunny Murray blüht gerade in dieser Ballade auf, steuert ständig Fills bei, die aus allen Richtungen ausser der erwarteten zu kommen scheinen. Das geht so weiter, mal spielen Murray und Ulmer unisono, dann gehen alle vier ihrer eigenen Wege. Hopkins‘ Bass hält zwar alles zusammen, ist aber auch mit Abstand die berechenbarste Stimme hier – und vielleicht manchmal etwas langweilig. Ein Highlight ist sicher auch das von vorgarten angesprochene „Kareem“, in dem die Rhythmusgruppe mal mehr Raum kriegt. Auch in „According to Webster“ gibt es ein längeres Gitarrensolo, in dem das Trio zeigt, wie toll es funktioniert. Murray greift quasi ständig an, droht alles zu überrollen, während die anderen stoisch bleiben, Ulmer mehr an Texturen als an einer Geschichte interessiert ist, Hopkins zwischendurch aus dem starren Trott findet und anger mit anderen beiden zusammenfindet. Nach der wahnsinnig tollen Powerballade „Patricia“ – Murray ist wirklich unfassbar gut um den Dreh herum! – mit ganz schöner Gitarrenpassen, gibt es zum Abschluss das 14minütige, ziemlich freie „Light Years“, in dem Ulmer als erster ran darf, bevor Murray nochmal zu einem irren Höhenflug ansetzt. Hopkins verschmelzt hier super mit Sunny Murray, die beiden treiben das Stück gemeinsam mit irrem Drive voran – und beide kriegen sie dann auch mal ein Solo, zuerst Sunny Murray und dann Hopkins mit dem Bogen im Flageolett. Das Album ist alles andere als perfekt – aber toll!
Die Music Revelation Ensemble-Alben werde ich nicht wieder hören … aber ich glaub für heute und das Wochenende reicht das hiermit dann eh erstmal. „The Hill“ und das letzte Oktett-Album „Hope Scope“ sowie zwei Nebengleise (Clarinet Summit und Duo mit Randy Weston) stehen noch an, bevor’s zum DIW-Quartett von 1988 geht. Das andere frühe DIW-Album fehlt mir leider noch („In Our Style“ mit Jack DeJohnette und dem verschwiegenen Fred Hopkins).
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