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Morning Song – Im September 1983 (das sind ja grad riesige Löcher zwischen den Alben!) geht Murray ganze drei Tage ins Vanguard Studio in New York (David Baker), um ein völlig anders Album aufzunehmen. Schon im jubilierenden Titelstück, mit dem das Album beginnt, geht Murray in die vollen, hebt sofort zu einem irren Soloflug an, gestützt vom Gospel-Groove der Band: Reggie Workman im Two-Beat, Ed Blackwell mit einem total verschrobenen Beat, bei dem ich erstaunt bin, dass er doch irgendwie swingt, und John Hicks als sehr starke neue Präsenz am Klavier, wuchtig, beweglich, soulful. Ähnlich wie gerade beim Trio – das schon ein paar Längen hat – kann ich mich hier einfach zurücklehnen und geniessen. Zwischen einem geradezu klassisch anmutenden „Body and Soul“ im Duo mit Hicks und einem Romp mit Bassklarinette über Fats Wallers „Jitterbug Waltz“ ist Butch Morris mit dem kantigen „Light Blue Frolic“ als Komponist vertreten – das finde ich nicht so wirklich überzeugend, es will kein Flow entstehen, Hicks wirkt in der Begleitung etwas konzeptlos. Die restlichen drei Stücke – der Opener „Morning Song“ sowie „Off Season“ und „Duet“ am Ende – stammen von Murray. Dass „Off Season“ ein Highlight ist, wie @vorgarten schreibt, höre ich auf jeden Fall auch so. Das knüpft an den Opener an, aber ohne dessen vielleicht etwas vordergründige Fröhlichkeit – und hier ist auch Blackwell im Solo hervorragend! Und mit ihm ist dann das zweiminütige abschliessende „Duet“ entstanden – eine schöne Idee als Nachgedanke quasi. Alles in allem doch ein recht rundes Album, für meine Ohren fällt nur das Stück von Morris stilistisch irgendwie etwas raus. Und das alles klingt hervorragend – David Baker ist da schon ein garant. Vielleicht bis dahin die am besten klingende Aufnahme von Murray?
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