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jimmydean

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mozzaKannst du in ein paar Sätzen beschreiben, was dir an „Das Schloss“ so gut gefällt, Jimmy?

na ja, eines der hauptmerkmale ist ja die akkurate beschreibung der bürokratie, das kann man glaube ich vielleicht als österreicher besser nachempfinden als vielleicht als deutscher… das ist schon mal zum totlachen… dann halt die totale umwertung aller werte, die aber auch nicht so weit von der realität entfernt ist… z.b. wird eine familie der verachtung preisgegeben weil sich die tochter nicht (!) mit dem beamten eingelassen hat… im prinzip steckt für mich bei kafka immer sehr viel anklage an das system (das damals noch die monarchie war) drin, und so leicht anarchische bücher haben mir immer gefallen…

insgesamt findet man trotz der vornehmlichen absurditäten glaube ich viele dinge, die einen nachdenklich machen… und kafka hat die gabe, situationen, die total unwahrscheinlich sind, irgendwie folgerichtig erscheinen zu lassen.. er hat plots erfunden, die noch nie einer vor ihm erfunden hat, und das ist schon mal eine leistung, die (meistens) ausnahmeliteratur auszeichnet… das das ganze offensichtlich von seiner tätigkeit als angestellter in einer versicherung „inspiriert“ war, ist mir erst heuer bei der filmischen biographie bewusst geworden, ich hatte z.b. nicht gewusst, das versicherungsangestellte so viel vor gericht  sind…

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i don't care about the girls, i don't wanna see the world, i don't care if i'm all alone, as long as i can listen to the Ramones (the dubrovniks)