Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

#12344899  | PERMALINK

friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

Beiträge: 5,154

thelonica

friedrich

@thelonica BEN WEBSTER – The Warm Moods Neulich bei einem Straßenflohmarkt die CD mitgenommen, aber eigentlich war ich nicht am Straßenflohmarkt interessiert, wegen Lebensmitteln war ich unterwegs. Ist dann aber doch ganz schöne Musik, wenn man es auf Repeat hört wächst es ab der Hälfte. Eins der ersten Alben auf Reprise und damals war es noch das Label von Sinatra. Es ist ein bißchen „Music With Feeling“ Teil II, allerdings auch ohne Billy Strayhorn, ohne Ralph Burns und ein paar andere Leute. Persönliche Highlights wären „I’m Beginning To See The Light“, „It Was So Beautiful“, „The Whiffenpoof Song“ und „There’s No You“.

In meinem polytheistischen Olymp thront Ben Webster ganz weit oben. Habe eine Reihe Alben von und mit ihm, weitere Neuanschaffungen sind aber vorerst nicht geplant, sofern mir nicht was ganz tolles in die Hände fällt. So schön sein Spiel ist, Ben Webster ist Ben Webster und bleibt Ben Webster und seine stilistische Entwicklung hält sich im Rahmen. Da kann er sich auch mal etwas redundant anhören – wenn auch auf hohem Niveau. Einer CD vom Straßenflohmarkt kann man aber sicher nur schwer widerstehen. Wenn Du sagst, das Album hört sich „ein bisschen wie „Music With Feeling“ Teil II, allerdings auch ohne Billy Strayhorn, ohne Ralph Burns und ein paar andere Leute“ an, frage ich mich und Dich: Wie hört sich denn „Music With Feeling“ Teil I an?

„Music With Feeling“ entstand ja mit Streichern, es ist ein Mix aus Standards und hier und da ein Stück von Strayhorn oder Ellington. Und es zeigt sehr schön, dass man auch mit Streichern swingen kann, auch bei langsameren Stücken. Zudem würde ich das Album in die Nähe von „In The Wee Small Hours“ (Sinatra) rücken wollen, es verwundert somit nicht, dass das spätere „Warm Moods“ bei Reprise gemacht wurde. (Ich höre zudem eine Nähe zu vintage Filmmusik, weniger zu älterer „Popmusik“). (…) Was mir gut gefällt, man bekommt nicht mit, dass ein Stück wie „My Greatest Mistake“ nur 3 Minuten und 35 Sekunden lang ist. Es fühlt sich viel länger an, weil es bedachtsam arrangiert und gespielt wurde. (…)

Hm … ja …müsste ich mal reinhören. Obwohl mich Ben Webster plus Streicher eher skeptisch stimmt. Webster und Strayhorn sind zwar für mich Zauberwörter aber Webster ist keineswegs nur schmusig, bei ihm sind es die Gegensätze von zart und zupackend und die Spannung dazwischen. Weiß nicht, ob ich dazu Zuckerguss haben möchte.

Aber probieren geht über studieren:

Ja, das erinnert mich tatsächlich an so Retro-Soundtracks wie Chinatown oder Taxi Driver. Und Charlie Hadens Quartet West kommt mir auch in den Sinn.

Das Alt-Sax spielt hier ein Ronnie Lang, der auch viel mit Henry Mancini gearbeitet hat.

--

„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)