Antwort auf: Ornette Coleman

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gypsy-tail-wind
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In Fort Worth wurde im Herbst 1983 ein neues Kulturzentrum eröffnet, Opening The Caravan of Dreams, „…a meeting place appealing to audiences who enjoy the creation of new forms of music, theater, dance, poetry and film“, wie man sagte (via Wikipedia). Bei der Eröffnung spielte Ornette Coleman mit Prime Time und der Fort Worth Symphony, Brion Gysin und William S. Borroughs fanden sich unter den Gästen. 1985 erschien eine LP mit Musik vom Set mit Prime Time, siebenköpfig und mit demselben Line-Up, zu dem ich gestern mit dem Track aus Japan schon vorgesprungen war: Ornette Coleman (as, t, v), Bern Nix und Charles Ellerbee (g), Albert MacDowell und Jamaaladeen Tacuma (elb), Denardo Coleman und Sabir Kamal (d). Es gibt hier an zweiter Stelle ein Stück namens „Harmolodic Bebop“, aber schon im Opener davor zitiert Coleman eins von Charlie Parkers bekanntesten Stücken. Die Musik ist wieder irre dicht, das Konzept der Band ist inzwischen ausgereift, gut geprobt, alle Mitwirkenden scheinen es völlig im Griff zu haben – auch wenn es ständig danach klingt, als fliege gleich alle auseinander, stets irre Fliehkräfte am Werk sind. Toll! Statt Funk wie im Studio davor höre ich hier oft etwas anderes, eine Art Härte, die durchaus federt, aber mehr an einen Flow interessiert ist, der durchaus wieder mehr in Richtung Jazz tendiert. Es gibt auch ständig kleine Sound-Effekte, die vermutlich von den elektronischen Drum-Pads kommen, die Denardo (siehe Video aus Japan oben) wohl hier schon in sein Kit integriert hat. Und was hier recht neu ist: es gibt auch wieder introspektive, lyrische Momente – oft nur kurz, aber auffällig genug. Die Ruhe als Gestaltungsmoment kehrt in die Musik Colemans zurück. Der lange Closer des Albums, „Compute“, geht durch mehrere Teile mit unterschiedlichen Tempi und Stimmungen, Ornette ist hier auch an Violine und Trompete zu hören, es gibt Übergänge, auch sowas wie Features für andere als den Leader, wenn einer der Bässe (bestimmt Tacuma, sicher Tacuma, diese lockere Phrasierung, die manchmal fast über den Beat hinwegzusehen scheint) quasi zum Co-Solisten der Violine und danach der Trompete wird. Toll!

Ein Gedanke, der mir seitdem ich hier angefangen habe, ständig im Kopf rumspukt: schon sehr schade, dass Coleman so schlecht auf das Musikbusiness zu sprechen war, aber zugleich nicht selbst Abhilfe geschaffen hat … ich bin sicher, dass es noch viel mehr Aufnahmen gäbe, die für eine Veröffentlichung in Frage kämen. Eine Sammlung mit ein paar Live-Gigs von Prime Time wäre fein, ein ordentliches (erweitertes?) Reissue hiervon ein Fest! (Und klar, das betrifft auch andere Phasen seines Werkes … von den ersten paar Jahren und einer zweiten Phase Ende der Sechziger/Anfang der Siebziger abgesehen ist er ja eigentlich ziemlich dürftig dokumentiert.)

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