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Ich setze nach James Blood Ulmer mal hier an … die meisten Prime Time-Alben liegen bereit (nur nicht „Of Human Feelings“, das ist auf CD zu teuer die Tage). „Skies of America“ lief schon lange nicht mehr. In seinen Liner Notes erklärt Coleman die Musik ganz gut:
Wer mehr lesen will, findet hier auch Scans vom Text, den John Litweiler fürs CD-Reissue 2000 geschrieben hat:
https://www.discogs.com/release/2071083-Ornette-Coleman-Skies-Of-America
Darin ist auch nachzulesen, dass für „Skies of America“ die Form eines concerto grosso – also ein Orchesterwerk mit mehreren Solo-Stimmen, die vom Ornette Coleman Quartet übernommen worden wären – geplant gewesen ist. Aber die berüchtigten englischen Musikergewerkschaften machten einen Strich durch die Rechnung, das Quartett durfte nicht auftreten, das Werk musste entsprechend umgearbeitet werden. Nur Colemans Altsax ist in mehreren Passagen zu hören, von denen auch noch einige gestrichen werden mussten, weil sich das einteilige Werk (CDs haben Vorteile ) als zu lang für eine LP erwies.
Die 21 Tracks gibt es nur, weil die Anzüge bei Columbia entschieden, die Platte als Jazzalbum zu vermarkten und die Musik portioniert wurde. Coleman erfand dann halt 21 Titel dazu, denen man gemäss Litweiler nicht zu viel Bedeutung beimessen solle. Es tauchen allerdings in vier der 21 Segmente existierende Songs auf – die Namen der Stücke auf Skies und in Klammern die der ursprünglichen Stücke: „The Good Life“ [School Work], „Holiday for Heroes“ [Forgotten Songs], „All of My Life“ [All My Life] und „The Soul within Woman“ [Street Woman]. Erst nachdem all das (und sechs weitere Teile) durch sind, ist Ornette im elften Segment, am Ende der ersten LP-Seite und mit dem Titel „The Artist in America“ versehen, zum ersten Mal zu hören. In der Passage fällt der Einsatz des Schlagwerks besonders auf. Nicht nur gibt es eine Art Jazz-Beat sondern auch Trommel-Patterns. Gemäss Litweiler spielte zwei Schlagzeuger mit, einer an einem herkömmlichen Drum-Kit, der andere an Kesselpauken (von denen einzelne recht hoch gestimmt sind). Im zweiten Teil ist Coleman dann oft präsent, tauscht sich mit dem Orchester aus, das in Sachen Klangfarben sehr viel zu bieten hat … wie gesagt: lange nicht angehört. Und gerade sehr positiv davon überrascht!
Litweiler erzählt am Ende auch noch, wie das Stück weiterlebte: 1972 führte Coleman es mit dem Quartett beim Newport in New York Festival auf, die Kürzungen rückgängig gemacht und die Form wie eigentlich geplant, aber bei der Aufnahme in England eben nicht umsetzbar. Für eine Aufführung 1983 in Fort Worth richtete der Dirigent John Giordano eine neue Orchestrierung ein, und bei späteren Aufführungen wirkte nicht mehr das Quartet sondern Prime Time mit … spannende Vorstellung, wenn es ein Box-Set mit all diesen Versionen gäbe – aber da gibt es wohl keine Aufnahmen oder nichts davon wurde geleakt.
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