Antwort auf: Enja Records

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friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

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@gypsy-tail-wind

Ron Miles – Quiver | Ron Miles (t), Bill Frisell (g), Brian Blade (d) Um dieses Album kreise ich immer noch … so richtig warm will ich damit nicht werden, obwohl es wirklich schöne Sachen zu hören gibt hier. Es dauert über eine Stunde und braucht für meine Ohren geraume Zeit, um in Fahrt zu kommen.
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Das Programm hier ist genauer betrachtet sehr breit: es gibt ein paar alte Stücke, „There Ain’t No Sweet Man That’s Worth the Salt of My Tears“ von Fred Fisher und „Doin‘ the Voom Voom“ von Duke Ellington, in dem die drei quasi zur Mini-Big-Band werden (das wäre dann mein unbedingter Anspieltipp für friedrich – geht ev. mit Streaming-Abo, in der Tube ist von Enja ja nur sehr wenig).
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Die drei klingen alle phantastisch (Aufnahme und Mix: Colin Bricker, produziert hat Hans Wendl – ein Name, der mir hier in der ganzen Enja-Strecke zum ersten Mal begegnet), das ist halt wirklich Musik, bei der man hinsitzen und genau hören muss, um ihren Reichtum zu erkennen – sonst plätschert sie scheinbar belanglos dahin.

Ich kenne mindestens noch eine ältere Aufnahme von Ron Miles mit Bill Frisell bzw. umgekehrt. Quartet von 1996 mit Bill Frisell, Ron Miles plus Eyvind Kang (violin, tuba) und Curtis Fowlkes (trombone). Die klingt schon wegen der Instrumentierung sehr voll und reich wie auch gleichzeitig originell. Habe ich damals geliebt und sie würde mir sicher auch beim Wiederhören viel Freude bereiten. Man, ist das lange her! Aber Platten, die man zum Erscheinungsdatum gekauft und gehört hat, bleiben irgendwie immer neu und gegenwärtig.

Habe Quiver mal in der Stömung quergehört. Das klingt schon viel spröder, mehr kammermusikalisch, sicher auch wegen der spärlicheren Instrumentierung, funktioniert wohl mehr auf der Ebene, dass die Musiker und der geneigte Hörer sich am feinen Zusammenspiel des Trios erfreuen. Da zwinkert man sich gegenseitig auf der Bühne zu und spürt ein unausgesprochenes gemeinsames Einverständnis und erfreut sich daran – und mit etwas Glück teilt sich das irgendwie auch manchem Hörer mit.

Doin’ The Voom Voom ist da sicher sogar einer der spritzigeren Tracks, aber auch der kommt etwas um die Ecke gedacht und abstrakt daher. Das Original von Duke Ellington kannte ich bislang nicht – ist wohl eine etwas kleinere Nummer unter Dukes 2000 Kompositionen. Aber selbst wenn der Duke um die Ecke gedacht und abstrahiert haben mag, so ist seine Musik insbesondere der damaligen Zeit weniger dafür geeignet, dazu im Ohrensessel mit Pfeife im Mund den Kopf nachdenklich zu Seite zu legen. Diese Musik will und muss vor allem eins – wirken und unterhalten!

Da ist der Unterschied zwischen „Original“ und „Coverversion“ schon ziemlich groß oder? Hoher Abstraktionsgrad, würde ich sagen. ;-)

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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)