Antwort auf: Enja Records

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Bänz Oester & The Rainmakers – Ukuzinikela Live in Willisau | Ein Rubato-Intro mit getupften Klavierakkorden und Trommeln, eine hymnische, leise intonierte Melodie vom Tenorsax … und eh man sich’s versieht, fällt das Quartett in einen 3/4-Groove, der Bass schnarrt, das Saxophon hebt ab und singt bis zum Überschlagen, die Drums bilden immer mehr Momentum – und das Stück, das hier à la Coltrane-Quartett gespielt wird? „Amsterdam“ von Jacques Brel … das Quartett von Bänz Oester ist – wie ich schon zweimal erleben konnte – eine exzellente Live-Band, die nahezu ekstatische Sets abliefern kann. Nach einem ersten Album auf dem Schweizer Label Unit erschien 2015 bei yellowbird der Mitschnitt der Gruppe vom Auftritt am 30. August 2014 beim Jazzfestival Willisau. Das mittlere der sieben Stücke, „Alone Again“, stammt vom Bejazz Winterfestival in Bern 25. Januar 2014. Der Leader, Bassist Bänz Oester, und der Tenorsaxophonist Ganesh Geymeier stammen aus der Schweiz, der Pianist Afrika Mkhize und der Drummer Ayanda Sikade aus Südafrika. Von Christoph Rüegg stammt das zweite Stück, „Hungersnot“, dann folgen drei Stücke von Oester sowie zwei Schweizer Lieder, ein Volksmusik-Schlager aus den Siebzigern („Dr Schacher Seppli“) und ein Kinderlied als Closer („Nach em Räge schint Sunne“ – da gehörte noch ein „d'“ vor die Sonne, aber gesprochen passt es auch ohne). Das ekstatische Element lässt sich nur teilweise auf CD übertragen – dafür wirkt die Aufnahme etwas atmender, dynamischer, was ihr durchaus gut tut und zur Konserve auch tatsächlich besser passt. Was das Quartett mit dem Schlager und dem Kinderlied anstellt, ist so verblüffend wie die Coltrane-Version des Brel-Chansons – zumindest für schweizer Ohren. Die Aufnahme in Willisau hat Martin Pearson gemacht, vermutlich ursprünglich fürs Schweizer Radio, Mix und Master kommen von Benoît Piccand – der Name sagt mir nichts, aber jedenfalls klingt das Album anders, vielleicht weil hier nicht die üblichen Leute aus Bayern involviert sind, die um den Dreh herum anderswo gemachte Aufnahmen – z.B. die zwei Ambrosetti-Alben von gestern – für Enja gemischt und gemastert haben).

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