Antwort auf: Ich höre gerade … klassische Musik!

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yaiza

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Ich bleibe noch im Norden… zwei VÖ von Finlandia, 1995 — laufen derzeit regelmäßig bei mir.
Peteris Vasks auf dem Cover als Kaufanreiz herausgestellt, gibt mir nicht soviel, dafür finde ich aber einige andere Werke ziemlich interessant (bis auf Vasks und Tüür von litauischen Komponisten).

Sowohl Vol. 1 als auch Vol. 2 beginnen mit Werken, die einen Bezug zu Finnland haben. Sie kommen mir gerade als schöne Einstimmung gelegen, da es für mich im Spätsommer nach vielen Jahren mal wieder u.a. nach Finnland geht…

Die „Ostrobothnian Symphony“ von Osvaldas Balakauskas ist ein Auftragswerk für das hier spielende „Österbottnische“ Kammerorchester und wurde 1990 in der Gemeinde Kaustinen (Gemeinde gab Werk in Auftrag) uraufgeführt. Ich hatte sie mir zuvor mit einem live-Mitschnitt auf youtube angehört; so wie das Ostrobothnian Chamber Orchestra unter Juha Kangas spielt, klingt sie viel interessanter. So richtig erschlossen habe ich sie mir noch nicht (sehr dicht und polyphon).
Ihn verbindet mit Bronius Kutavičius (1932-2021), dessen „Northern Gates“ von 1991 Vol. 2 eröffnen, die Entwicklung eines eigenen Kompositionssystems. In den verschiedenen Booklets (sehr gut auch in der Balakauskas-Porträt VÖ) wird bei verschiedenen Komponisten darauf eingegangen; die Abneigung gegen den sozialistischen Realismus, mangelnde Kontakte zur westlichen Musik und Sehnsucht nach einer freien musikalischen Sprachen erwähnt.
Die „Northern Gates“ wurden 1995 ein Teil der „Gates of Jerusalem“ — sein Panorama zu religiösen Riten aus unterschiedl. Teilen der Welt. (ich kannte mittlerweile die VÖ beim Label Dreyer Gaido, 2001). In diesem Werk gibt es für jede Himmelrichtung einen Abschnitt (je in 3 Teile unterteilt — so dass man auf die 12 Tore käme). Kutavičius Sprache wird oftmals als Verbindung von „archaisch“ und „modern“ beschrieben. Er ließ sich von litauischer Folklore inspirieren; beschäftigte sich u.a. auch näher mit finnischer, japanischer, jüdischer Musik. In den „Gates“ führt er es noch mit anderen Inspirationen zusammen (Osten-z.B. japanische Gagaku-Musik; Norden-Totenmesse nach karelischen Riten; Süden-melodische Muster von afrikanischen und ozeanischen Stämmen; Westen-„Stabat Mater“).
Auf Vol. 1 nimmt die Symphonie „Stimmen“ von Peteris Vasks den größten Teil ein. An sich interessant, sie mal zu hören, stellt sie auch ein Statement seinerseits zu den Veränderungen ab 1990 dar. Die Musik verfängt sich bei mir nicht so, aber ich schaute mir mal das Porträt zu Vasks auf arte an… darin geht er auch auf „Balsis-Stimmen“ ein und beschreibt nochmal die Situation im Kampf um die Unabhängigkeit in Riga, besonders im Jan. 1991. Das Ostrobothnian Chamber Orchestra und Juha Kangas sind in diesem Porträt auch in mehreren Einspielern zu sehen und zu hören.

 

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