Antwort auf: Umfrage: Die 20 besten Tracks von Tocotronic

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jackofh

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Die Liste von @stardog enthält Tracks aus dem gesamten Oeuvre von Tocotronic. „Mein Ruin“, der Auftakt des Albums „Kapitulation“, steht hier erstmals ganz oben. Es gibt dazu eine interessante Aussage von Dirk von Lowtzow aus einem Interview mit Kersty Grether:

Dirk von Lowtzow: Die Leute sind viel zu fixiert auf das Verständnis einzelner Textinhalte. Mir ist es lieber, es erzeugt eine Hypnose als eine Verständlichkeit. „Mein Ruin“ z.B. steht ja textlich in krassem Widerspruch zu der rockigen Musik. Der Text ist eher campy, so chansonesk: Der letzte Vorhang fällt, die Schminke läuft herunter, tropft aufs Yves-Saint-Laurent-Kleid.

Trotzdem sollte es erlaubt sein, auch hier zumindest auf eine Referenz aufmerksam zu machen, nämlich die Zeile „Kein Märtyrer, nur Komödiant“, die auf Sartres Buch „Saint Genet, Komödiant und Märtyrer“ verweist. Gemeint ist der französische Dichter Jean Genet, auf den sich u.a. auch Fassbinder (die Bezüge zur Filmwelt bei Tocotronic hatte ich bereits thematisiert) und David Bowie berufen:

„Freiburg“, das Lied zur Stadt des erfolglosen Studienbeginns von Dirk von Lowtzow, erreicht in der Liste von @stardog seine höchste Platzierung in dieser Umfrage auf Rang 2. Lassen wir erneut Dirk zu Wort kommen:

Dirk von Lowtzow (im Podcast zur Bandgeschichte): Freiburg ist sehr bürgerlich-saturiert – und das, dadurch, dass es eine Universitätsstadt ist, mit einem leicht links-alternativen Touch. Das ist so ein bisschen worst of both worlds. Gegen diese selbstzufriedene spießig-alternative Szene richtet sich das Lied. Die Fahrradfahrer, Backgammonspieler und Tanztheater sind als Exempel bewusst gewählt, weil mir damals schon klar war, dass es absurd ist, dagegen zu rebellieren.

Oder, wie es die Band zuvor etwas drastischer beschrieb: „Dieses Lied (…) wird immer seine Gültigkeit behalten, denn die Stadt Freiburg ist bekanntlich auf dem Höllenschlund errichtet worden. Es zollt diesem Umstand mit schweren Black-Sabbath-Gitarren Tribut.“

Premieren feiern bei Stardog die Tracks „Wehrlos“ (von „Kapitulation“) und „Nachtflug“ (von „Nie wieder Krieg“) – und eine weitere Coverversion: „Racist Friend“ von The Specials. Ein Live-Mittschnitt aus dem Göttinger „Outpost“ von 1996, exklusiv veröffentlicht auf der Compilation zum zehnjährigen Bandjubiläum. Das Original kennt sicherlich jede*r.

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