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Danke, dass du die Umfrage nach ein paar Tagen Sendepause mit deiner Liste wiederbelebst @madmartl. Zum zweiten Mal steht hier ein Track von „Schall & Wahn“ ganz oben: „Eure Liebe tötet mich“ eröffnet nicht nur das Album, sondern auch eine Reihe von vier Tracks mit martialischen Titeln und morbidem Inhalt. „Eure Liebe tötet mich“ wurde häufig so interpretiert, dass hier ein Rockstar über die Hassliebe zu seinem, ihn vergötternden Publikum singt. Arne Willander war in seiner Besprechung im „Rolling Stone“ damals hin und weg:
Arne Willander: Tocotronic waren immer eine der großen Gitarrenbands. Auf diesem Album aber schweben die Gitarren lyrisch wie bei Pink Floyd, flirren im Flageolett wie bei Sonic Youth, mäandern im Crazy-Horse-Stil. „Eure Liebe tötet mich“ eröffnet die Platte, man hört Pling-Pling, und dann erobert etwas sehr Mächtiges, Erhabenes den Raum, eine Art „Shine On You Crazy Diamond“ für Oberschüler. Engelssanft hebt Dirk von Lowtzow an: „Eure Liebe tötet mich / Auch wenn ihr bereut / Ich verzeihe euch nicht.“ (…) und es gibt [auf dem Album] auch sonderbar Morbides, Raunendes und Pathetisches, das (von fern nur!) an Rammstein gemahnt: „Die Folter endet nie / Wir sind für sie geboren / Zu dieser Schicksalssymphonie / Werden hier alle in der Hölle schmoren / Eine Flanke gegen den gesunden Menschenverstand / Von heute an leben wir ewig.“
Auch die neunte Liste führt noch geschlagene fünf neue Tracks ins Feld, darunter – auf Platz 3 – den Titeltrack von „Wie wir leben wollen“.
Jens Balzer: Während Schall & Wahn sich also mit dem Leben und Sterben und mit deren paradoxer Verschränkung befasste, handelt Wie wir leben wollen von dem, was das Sterben und Leben miteinander verbindet und den Tod mit der Geburt. Es geht um Wiederauferstehung, Reinkarnation, um die utopische Hoffnung der Überwindung der Sterblichkeit und der Welt und die darin enthaltene Fantasie, bis in alle Ewigkeit immer wieder jemand anders sein zu können: eine Zukunft voller Möglichkeiten, die keine Begrenzung mehr kennt; eine unbeschränkte Vielzahl von Versionen des eigenen Lebens, zwischen denen man sich, weil die Zeit nicht mehr drängt, niemals entscheiden muss. „Ich bin in meinem Körper / Auch nur ein Eindringling“, heißt es in dem Titelstück Wie wir leben wollen. „Er hat keinen Inhalt / Er ist eine hohle Form.“
Insgesamt hat Madmartl Tracks von neun Alben nominiert, die in der Tendenz eher gitarrenlastiger sind (Tracks vom „weißen Album“ fehlen z.B. gänzlich). Dazu zählt auch seine Nummer 4, das elegische „Ich mag dich einfach nicht mehr so“, das mit dem ersten Gitarrensolo der Bandgeschichte aufwarten kann. Inhaltlich geht es, wie der Titel schon nahelegt, um das Ende einer Freundschaft und die Erkenntnis, dass diese wohl nie so tief war, wie man sich das ursprünglich einmal erhofft hatte. Die Schlüsselzeile „Es gibt nur cool und uncool und wie man sich fühlt“, die Dirk am Ende von Strophe 2 skandiert, haben Eins Zwo in „Der Eine und der Andere“ gesamplet und auch zitiert. Passt vielleicht nicht ganz zu Madmartls Vorlieben (sorry!), aber gut zum heutigen Tag:
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