Antwort auf: Rahsaan Roland Kirk

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friedrich

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Hatte am Wochenende nach langer Zeit mal wieder die Rahsaan Roland Kirk-Box mit den Atlantic-Aufnahmen komplett angehört. Dazu hatte ich mich im RRK-Faden schon wiederholt schwärmerisch ausgelassen. Ist und bleibt toll!

Aber ich habe ja noch einiges anderes von RRK im Regal stehen, z.B. diese Schallplatte:

Roland Kirk – I Talk With The Spirits (1965)

Noch aus der prä-“Rahsaan“-Ära. Das Album, auf dem er ausschließlich Flöte spielt, also für diesen Multi-und Poly-Instrumentalisten eigentlich außergewöhnlich. Allerdings sind es dann auch wieder 3 verschiedene Flöten und selbst mit dieser freiwilligen Selbstbeschränkung ist auch in diesem Album fast der komplette Roland Kirk in einem Mikrokosmos eingefangen – wenn auch mit etwas weniger extremen Pendelausschlägen in Richtung exstatischer Rausch, sondern mehr in die lyrische Richtung. Die 3 Flöten sind halt etwas zartere Instrumente als Roland Kirks übliches Arsenal an Saxophonen und anderen Klangerzeugern.

Hier gibt es ein kleines Kabinettstückchen (Serenade To A Cuckoo), eine Nummer aus dem Musical Funny Girl, eine kleine Spielerei mit Barockmusik (Fugue’n And Alludin’), einen Blues (The Business Is Nothing But The Blues), das meditative Titelstück, Gershwins / Weills berührendes My Ship und anderes mehr. Von kindlicher Heiterkeit bis zu heiligem Ernst – alles drin. Roland Kirk hat viele Götter und spricht offenbar mit den verschiedensten Geistern.

Ich müsste eigentlich mal eine Zeichnung des Sternensystems machen, in dem Roland Kirk sich bewegte. ;-)

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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)