Antwort auf: Pet Shop Boys – Nonetheless

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jan-lustiger

Registriert seit: 24.08.2008

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Gute Platte und die erste der PSB, die ich als so etwas wie ein bewusstes Alterswerk wahrnehme – man könnte auch victory lap dazu sagen. Das Songwriting ist erfreulicherweise deutlich konsistenter als zuletzt auf Hotspot und manchmal, vor allem am Anfang und am Ende, vereinigen sich Writing und Produktion zu wahren Monstern an Tracks. „Loneliness“ ist der Track für die Ewigkeit hier, „A New Bohemia“ auch sehr stark und „Love is the Law“ ein mächtiger Closer. „Feel“ hat es mir ebenfalls angetan.

Ich hatte ein Album erwartet, bei dem die Produktion das Songwriting mit hoch reißt – einfach weil es auf Hotspot am Songwriting krankte und James Ford nicht zu Unrecht so einen hohen Ruf genießt. Zu meiner Überraschung ist es aber eher andersrum geworden: Die guten Songs lassen über die manchmal seltsam luftleere Produktion hinwegsehen. Auch wenn die Boys es hier insgesamt eher ruhig angehen lassen, fehlt ein paar der Tracks ein wenig der Arsch in der Hose. Soll heißen: Tracks wie „Feel“, „Why Am I Dancing?“ oder „Bullet for Narcissus“ sollten viel mehr schieben, „New London Boy“ ist ein wirklich schön geschriebener Song, der aber am Ende eher müde klingt als sentimental. Dem Bass fehlt es zu oft an Biss. Das hat Stuart Price deutlich besser hingekriegt.

Manchmal bin ich auch irritiert ob der Wahl der Sounds oder wie sie abgemischt wurden. Manches klingt wie aus einem Billig-Preset eines Synthesizers für Einsteiger. Ob die Trompete am Anfang von „Why Am I Dancing?“ zum Beispiel echt ist und nur nach billigem Casio-Sound klingt oder tatsächlich einer ist – ich weiß es nicht. Dabei sind die Orchester-Arrangements so schön – ein echter Pluspunkt der LP. Insgesamt hab ich mir von James Ford mehr erhofft. Jessie Ware hat er einen überzeugenderen Electrodisco-Sound auf den Leib geschneidert.

Es gibt auch kaum eine PSB-Platte, die ihre Einflüsse so sehr on the sleeve trägt wie diese hier. Hier ein bisschen Giorgio Moroder, dort etwas Cole Porter, Bobby Orlando schimmert hier und da auch durch, ebenso Dusty Springfield.

Für diese Platte wäre Stuart Price trotzdem die falsche Wahl gewesen. Es bräuchte jemanden, der die Eleganz im Orchestralen und den Drive in den Dance-Elementen unter einen Hut bringen könnte. Durchsuche ich die PSB-Diskographie nach jemandem, der diese Kriterien erfüllt, bleibe ich irgendwie bei dem Namen Trevor Horn stehen.

Ich bin dennoch zufrieden und freue mich über einen gelungenen neuen Eintrag in einer sagenhaft konsistente Pop-Diskographie.

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