Antwort auf: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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gypsy-tail-wind
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Merci @jan-lustiger – wie gesagt: Ich hoffe sehr, dass ich mal die Gelegenheit kriege, das im Kino zu vertiefen! (Das mit Gladstone stimmt vermutlich … hab ich mir aber ehrlich gesagt nach dem Gucken nicht so überlegt.)

Gestern gab es dort einen weiteren von Sembène:

Guelwaar (Ousmane Sembène, FR/SN 1992) – einmal mehr sehr stark … einer meiner zwei, drei liebsten auf jeden Fall. Hier würde Baaba Maal für die Musik angeheuert (Mall in den Credits), das geht dann ein wenig in Richtung 80er-Synthie-Pop, aber ist immer noch recht funky. Von der Message her sicher einer der eindringlichsten Filme Sembènes – aber Message-Filme sind das ja auch, aber nicht nur. Gerade die Vielschichtigkeit macht die Filme so gut: es sind Komödien, Tragödien, Alltagsgeschichten, in die die grossen Themen reinspielen (bei „Guelwaar“: Migration, Religion, Korruption, Abhängigkeit von westlichen Geldgebern/Entwicklungshilfe), ohne dass die Filme deshalb schwer würden. Sie sind als Filme eben immer leicht, auch irgendwie verspielt – und doch bleib ich bei den meisten am Ende wie angenagelt im Kinostuhl sitzen und muss mir erstmal die Augen reiben. Diese widersprüchliche Vielschichtigkeit erreicht Sembène durch Brüche, durch Ironie, durch einen liebevollen Blick, der aber auch Distanz zulässt, und ganz wichtig (eigentlich auch eine dringliche Botschaft an unsere Tage): durch das Zulassen von Ambiguität und Ambivalenz. Guelwaar ist zwar ein Held, ein Aufrechter, ein Kämpfer für die Unabhängigkeit und gegen das korrupte System – aber seine Witwe sagt auch ganz klar, dass er zuhause ein verdammter Tyrann war, völlig unnachgiebig und rücksichtslos.

Morgen noch „La noire de …“ zum Abschluss, und dann muss ich gucken, ob ich die beiden Lücken („Camp de Thiaroye“ verpasse ich, „Faat Kiné“ fehlt in der Retro ganz) noch im Heimkino nachholen kann.

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