Antwort auf: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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motoerwolf

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Challengers – Rivalen (Challengers, Luca Guadagnino, USA 2024)
Wer zur Hölle hat denn die Idee gehabt, diesen Film als Romanze zu bewerben? Oder als Liebesfilm? Romantik und Liebe kommen hier überhaupt nicht vor. Das Maximum der Gefühle ist hier das Begehren, das Verlangen. Tashi (Zendaya) begehrt nur Siege und Sieger, Patrick (Josh O’Connor) ist ein „Lebemann“ und stets hinter dem nächsten Kick her, egal ob Nikotin oder eine weitere Frau. Art (Mike Faist) schließlich ist am nächsten dran an romantischer Liebe, doch letztlich ist er dazu auch nicht in der Lage, liebt er sich selbst doch kaum. So bleibt ihm bezüglich Tashi nur so etwas wie Hörigkeit. Immerhin angedeutet ist, dass die Beziehung zwischen den Jungs u.U. mehr ist als nur eine tiefe Freundschaft, was sich beide aber nie eingestehen. Dennoch fischen alle drei immer nur dicht an der Oberfläche, was zum Beispiel den Kritiker Uwe Mies bei WDR5 zu der Behauptung verleitete, die Figuren seien nur carport characters, stereotype, flache Abziehbilder von Personen. Eigentlich diene der Film nur dazu, mehr oder weniger nackte, schöne Menschen zu zeigen. Meis irrt sich gewaltig. Ja, die Figuren haben wenig Tiefe. Das ist aber nicht etwa einem schlechten Drehbuch geschuldet, sondern es geht nun einmal um Menschen, die auch im echten Leben kaum mehr sind als ihr Instaprofil. Ja, wir sehen die drei auch immer mal wieder leicht bekleidet, und natürlich ist Zendaya eine wirklich attraktive Frau (die Jungs sind auch nicht hässlich, aber nicht mein Beuteschema ;-) ). Aber Nacktheit, Erotik und Sex sind eben nicht dasselbe, und Erotik sowie Sex kommen nur selten vor. Immerhin so selten, dass die SZ ihre Besprechung mit „Hier könnte mehr Stroh rumliegen“ betitelte. Als sexy Dreiecksgeschichte für Zwölfjährige (Mies) funktioniert der Film daher nicht. Sondern als Studie über Begehren und Konkurrenz und deren Verhältnis zueinander.
Nebenbei sei gesagt, dass ich auch Mies‘ Beurteilung der Tennisszenen nicht teile. Die Kameraführung ist hier wirklich gelungen, denn wenn die Kamera zum Ball wird, ist das unglaublich dynamisch anzusehen. Zum eigentlichen Tennisspiel kann ich nichts sagen, da ich den Sport nicht mag. Also müssen andere beurteilen, ob das Spiel der drei wenigstens ansatzweise realistisch dargestelltes, hochklassiges Tennis ist. Andererseits, wen interessiert das? Rocky lebte auch nicht von seinen realistischen Boxkämpfen. Ich gebe 8/10 Punkten.

zuletzt geändert von motoerwolf

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And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame