Antwort auf: Julia Holter

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irrlicht
Nihil

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pfingstluemmelSchrieb ich schon mehrmals im Musikalischen Tagebuch: Aviary ist für mich die deutlich spannendere Platte. Was macht die neue denn für dich ebenbürtig?

Sie ist für mich nur in der Wertung ebenbürtig, ich mag „Aviary“ aber etwas mehr. Das zentrale Problem von „Aviary“ war für mich vor allem die Länge und dass bei fünfzehn Tracks natürlich nicht alles von höchster Güte ist. Der komprimiertere Ansatz des neuen Albums kam mir daher entgegen. In der absoluten Spitze ist es nicht ganz so intensiv, aber letztlich ist alles dabei, was ein Julia Holter Werk ausmacht, vor allem ungemein viele kreative Einfälle. Hier mag ich insbesondere wieder die Arrangements, gerade Bläsersektionen wie in „These morning“ oder die wunderbaren Flöten im Titeltrack.

Ich finde es auch immer wieder spannend, wie reichhaltig die Einflüsse von ihr sind. Manches, auch schon vor zehn Jahren, erinnert stark an Laurie Anderson, anderes an Kate Bush, im Soundbild höre ich auch Anklänge an „Climate of hunter“ oder auch „Hejira“, vermutlich tatsächlich durch den prägnanten Bass, der sich durch viele Tracks zieht (das fiel mir bei Marlings „Once I was an eagle“ auch schon positiv auf). Eine Aufnahme wie „Ocean“ würde auch auf ein Klaus Schulze Album passen, „Meyou“ klingt fast wie Björk zur „Medúlla“ Phase.

Wem das alles zu wenig „Song“ ist, der darf gerne mal bei „Behind the wallpaper“ einchecken: Holter nimmt sich ein Ensemble zur Seite und schafft ein kammermusikalisches, kleines Meisterwerk, das mich am ehesten an „Paris 1919“ erinnert. Tolle und hier deutlich prägnantere Vocals.

„Composed by Alex Temple, whose gender transition inspired this stylistically unpredictable and mysterious new work, Behind the Wallpaper is “atmospheric with ambiguous tonality, drawing chuckles along with hushed curiosity.” (The New York Times)

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Hold on Magnolia to that great highway moon