Antwort auf: Culture Wars, Kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Wokeism …

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krautathaus

Registriert seit: 18.09.2004

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irrlicht

nicht_vom_forum Das sehe ich ziemlich ähnlich. Die Frage, die sich mir hinsichtlich der Wokeness-Thematik stellt, ist, warum gerade diese „grundsätzliche[n] Gruppendynamiken, Anpassungen und Selbstbeschneidungen, die es formal in jeder Peer gibt.“ so vehement in der breiten Öffentlichkeit diskutiert werden.

Ein Faktor dürfte das Selbstverständnis der Peer sein als inklusiv, offen, sensibel und dialogfähig. Man geht mit Menschen erfahrungsgemäß härter ins Gericht, wenn sie an den Maßstäben, die sie an andere anlegen, fortlaufend selbst scheitern. Zudem denke ich, dass viele dieser Gruppendynamiken in dem münden, was @bullschuetz hier noch mit Humor kommentiert. Die Einlassungen von Voss sind gemäß dem, was ich seit einigen Jahren über Youtube, TikTok, Twitter etc. erlebe, bei vielen Aussagen nämlich durchaus akkurat. Diese Auswüchse existieren ja real.

Naja, wenn man den Rückschluss der in Social Media aufgeblasenen Kommentare in das alltäglich Leben so eins zu eins übernehmen will? Und genau hier liegt doch der Fehler von Menschen wie Voss: man bauscht eine Wokedabatte auf, die im realen Leben so gar nicht existiert. Sondern auf Social Media Plattformen und hier haben wir eine Verschiebung der Realität: 1.) wer sagt denn, dass die vielen Kommentare der Woken überhaupt authentisch sind 2.) wer weiß denn, ob diese Kommentare auf SozMed nicht häufig emotional aus Frust rausgeblasen werden? 3) dann treffen natürlich gerade auf SozMed Plattformen die 2 Antipoden aufeinander und verursachen noch mehr Drama.

Was hat das denn realistisch mit der Abbildung der Gesellschaft zu tun? Nichts. Und darum frag ich mich in welcher Welt diese Authorin denn lebt. In meiner nicht. Das alles ist für mich in dem dargesetllten Umfang ein vollkommen aufgeblasener aus den USA auch noch importierter Mist, der von Rechtspopulsisten und schlimmeren natürlich bei jeder sich bietenden Gelegenheit zum Popanz aufgeblasen wird und dann (!) in der Gesellschaft breit getreten wird.*

Hatte erst kürzlich bei einer Geburtagsfeier den tollen Kommentar des geschwätzigen selbständigen Kochs, ob seiner „behördlichen Drangseleien“ dann zu einem „Deustschland schafft sich ab“ entblöden musste. Das ist die Realität und leider viel zu häufig.

Und natürlich gibt es hin und wieder diese linksidentitären Auswüchse, von wegen Safespace für emotional Identifizierende mit igenen Gruppen, die dann diejenigen verprellen, die halt mal mit Dreadlocks rumlaufen möchten. Nur ist die Reaktion auf diese Einzelfälle leider nicht so selten auch in den echten Stammtischen regelmäßig zu hören. Wenn an dann inzwischen fragt, wieviel deutsche Reggaebands denn verboten worden sein, oder inwieweit sie sich selbst gegängelt fühlen bestimmte Ausdrücke nicht mehr benutzen zu dürfen, kommt dann nichts mehr. Natürlich nicht.

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“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Royko