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quiet nights (1962/63)
miles davis und die bossa nova – passt doch eigentlich, sollte man denken, aber es ist eine kurze geschichte verpasster chancen. die hochachtung vor gilberto zeigt sich allein darin, dass davis & evans mit „aos pes da cruz“ ihre session für ein neues album im juli 1962 mit einem brasilianischen song aus den 40ern starten, den gilberto erst kürzlich wieder popularisiert hatte. dazu die erste instrumentalversion von „corcovado“ außerhalb brasiliens, das sofort als single rausgehauen, die floppte. ich verstehe auch nicht, was sie daraus machen – überkomplizierte voicings, ein vages gefühl, dazu sehr viele schnitte, die keinen flow erzeugen. im november sitzt davis dann in der carnegie hall und hört sich gilberto live an, spielt aber selbst nie wieder bossa nova. hätte man davis 1962 vor eine kompetente brasilianische rhythm section gestellt, wäre wahrscheinlich was daraus geworden.
noch was interessantes lässt sich an der missglückten herausbringungsgeschichte von QUIET NIGHTS ablesen: davis‘ inspiration durch sängerinnen, die hier von blossom dearie („once upon a summertime“, für das er gil evans zu dearie nach hause schickte, damit sie es ihm beibringt) zu shirley horn transformiert: das langsam zelebrierte „summer nights“ mit der kalifornischen übergangsband (feldman, carter, butler) steht im zusammenhang mit der horn-wiederentdeckung „baby won’t you please come home“, das es ja auf SEVEN STEPS TO HEAVEN schaffte, während „summer nights“ ja als lückenfüller von macero zu den gil-evans-stücken dazugepackt wurde – tatsächlich hätte ich genau dieses stück gerne in einem gil-evans-arrangement gehört. ich höre „time of the barracudas“ noch hinterher, das wurde auch noch aufgenommen, bevor QUIET NIGHTS erschien.
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