Re: Bob Dylan – Frankfurt 6.11.

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sparch
MaggotBrain

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Wäre ja fast noch schief gegangen, gestern Abend. 5 vor 8 stand ich vor der Halle und dem Stau vor dem Parkplatz nach zu urteilen, kommen die meisten Dylan Fans auf den letzten Drücker. Somit hatte ich kaum Zeit, das Publikum, bzw. die Leute um mich herum zu studieren, ist mir aber auch egal. Hauptsache sie halten ihre Klappe und verhalten sich auch sonst nicht weiter auffällig, und was Wunder, gestern wurde dieser beinahe vergebliche Wunsch tatsächlich erfüllt. Was also fortan zählte war die Musik. Die war phantastisch, großartig, genial, manchmal unbehauen, eben eine eingespielte Band, die trotzdem nicht tickt wie ein Uhrwerk. Und allen Hamburg-Konzertgängern muß ich leider mitteilen, daß es gestern noch besser war, und das totz Hallenkonzert. Wobei die Halle gar nicht so groß ist und ich stand näher an der Bühne als im Docks. Einem Freund von mir, der mit dabei war (sein ersten Dylan Konzert), haben die ersten Songs gar nicht gefallen, aber hey, was ist mit ‚It’s all over now‘, selten habe ich das so schön gehört, vor allem mit dieser wunderbaren Pedal Steel, die des öfteren zum Einsatz kommen sollte. Insgesamt war der Auftritt nicht so rockig wie in Hamburg was aber nicht weiter störte. Ich will ja nicht zweimal das gleiche Konzert sehen. Und zwei meiner Wünsche gingen dann auch in Erfüllung, zwar leider nicht ‚Desolation row‘, dafür aber ‚Every grain of sand‘ und ‚Mr Tambourine man‘, wobei letzteres kaum was mit der bekannten Version zu tun hatte, außer dem Text natürlich. Gitarre spielte der Meister gestern auch nicht, dafür schlurfte er ab und an wieder über die Bühne, als wolle er nachschauen, ob noch alles in Ordnung ist um dann wieder hinter seinem Keyboard zu verschwinden. Weitere Highlights waren ‚Things have changed‘, ‚Man in the long black coat‘, ‚Simple twist of fate‘ ein formidabel rockendes ‚Highway 61‘, ach, irgendwie gab es nur Highlights gestern (und das ist natürlich rein subjektiv) und beim einmal mehr überschäumenden ‚Summer days‘ war klar, das sich das Konzert dem Ende zuneigt. Aber es gab ja noch die 3 bekannten Zugaben. An ‚Cat’s in the well‘ scheint er ja einen Narren gefressen zu haben, und irgendwie gefällt mir dieses eigentlich unbedeutende Stück immer besser. Und dann stellte sich die bange Frage: Wird ‚Like a rolling stone‘ heute gelingen? In Hamburg war es zwar ok, aber nicht wirklich überragend. Ganz anders gestern, mir gehen so langsam die Superlative aus, aber es war exakt so, wie ich es hören wollte und wer hier keine Gänsehaut bekam, ach ich weiß auch nicht, es war einfach wunderbar. Und beim abschließenden ‚All along the watchtower‘ ließ es die Band dann noch einmal richtig krachen und setzte dem Konzert einen würdigen Abschluß. Danach stand His Bobness noch minutenlang auf der Bühne, ließ sich gar einen Brief aus dem Publikum überbringen.
Fazit: Ein sensationeller Abend und dieses mal sicher eines der besten Konzerte ever. Freue mich schon auf die nächste Tour.

EDIT: Tippfehler beseitigt.

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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?