Re: SOUL ASYLUM und Dave Pirner

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fetenguru

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Nochmal für dich…

Soul Asylum,

1981 in Minneapolis gegründet, strampelten sich mehr als 10 Jahre und ein halbes Dutzend Alben lang ab, bevor sie mit Runaway Train, einen Song über Ausreißerkinder, endlich den ersehnten Hit hatten.
Den Verdacht, mit dieser Single lediglich den entspannten Rock eines Tom Petty nachahmen zu wollen, wischten sie mit dem Album Grave Dancers Union (1992) beiseite. „Es genügt, den fetten Sirup-Bass zu hören, um zu ahnen, was ein ernsthafter Produzent aus einer wirren Alternativband machen kann“, bemerkte zu dem von Michael Beinhorn, einem Weggefährten Bill Laswells, produzierten Erfolgsalbum.

Möglicherweise hätte aber auch von dieser LP niemand weiter Notiz genommen, wenn nicht MTV vor allem aufgrund der Thematik von Runaway Train den dazugehörigen Video-Clip rund um die Uhr abgespult hätte. Denn unter den Kompositionen Dave Pirners (voc, g, tp, org) war Runaway Train keineswegs die Ausnahme eines kunstfertig gearbeiteten Stückes Rock.

Als Pirner, am 16. April 1964 in Green Bay, Wisconsin, geboren, Dan Murphy (g). am 12. Juli 1962 in Duluth, Minnesota, geboren, Karl Mueller (bg), am 27. Juli 1963 in Minneapolis geboren, und Pat Morley (dr) Anfang der achtziger Jahre zunächst noch unter dem Namen Loud Fast Rules ihren Stil suchten, orientierten sie sich zunächst am US-Punk der sechziger Jahre und wurden nicht zu Unrecht für ein Hüsker Dü-Surrogat gehalten, zumal Bob Bould die ersten beiden LPs der Formation produzierte.

1984 kam für Morley Grant Young (dr), am 5. Januar 1964 in Iowa City, Iowa, geboren, in die Band. Die stabilisierte Gruppe verfeinerte zwar durch unablässiges Touren ihre Musik, doch war vor allem Pirners Temperament allzu unberechenbar, als dass seine Songs den Eindruck von Einheitlichkeit aufkommen lassen konnten.

Mit mäßig produzierten Alben wie Clam Dip And Other Delights (1988) verstellt sich die Band selbst den Weg in die Charts. Erfolg zeichnete sich erst mit dem Album Soul Asylum And The Horse they Rode In On (1990) ab, dessen perfekter Gitarrenrock die Presse erfreute. „Sie sind wieder in Form“ glaubte . Hinter den Vergleichen mit den Replacements und Rolling Stones kam die grüblerische, manchmal selbstquälerische Seite der texte Pirners zu kurz. Die „gute alte Mischung aus rock und Seelenpein“ () ergab aber erst mit Grave Dancers Union ein konsumfreundliches Ganzes. Der Erfolg der Platte – innerhalb kürzester Zeit wurden mehr las 1,5 Millionen Stück verkauft – brachte das Privatleben Pirners wie das Bandgefüge durcheinander. Pirner tauschte seine langjährige Freundin gegen Filmstar Winona Ryder ein, Drummer Grant Young wurde während der Aufnahmen eines weiteren Albums gegen den Studio-Crack Sterling Campbell, geboren am 3. Mai 1964, ausgewechselt, Murphy engagierte sich nebenbei in der Band Golden Smog. Das nach heftigen Geburtswehen 1995 veröffentlichte Album Let Your Dim Light Shine machte den Eindruck, als sei es von Don Was oder Jeff Lyne produziert worden. Abgesehen von ein, zwei Reminiszenzen war vom frühen Punk keine Spur mehr. Pirner hatte zu mitunter düsteren Märchen (String Of Pearls) selbst auf Country-Anklänge nicht verzichtet, Produzent Butch Vig Rock-Riffs, Country-Gitarren, Streicherklänge und Orgel-Background gekonnt ausbalanciert.

Dennoch konnte die LP mit dem Vorgänger-Album kommerziell nicht gleichziehen. Pirner schien das nicht zu stören. Er engagierte sich lebhaft in diversen Projekten, solo zum Beispiel ais Woof. Von der band hatte er etwas Abstand genommen. Campbell schied 1997 verdrossen aus. Das fehlen eines Drummers konnte Pirner allerdings verschmerzen: In der losen Formation Oh Geez, die er im Frühjahr 1997 mit Musikern aus dem Umkreis von The Jayhawks und Golden Smog gegründet hatte, saß er selbst hinter den trommeln. Als Freundin Ryder ihn verließ, war das erneut ein Grund, sich der Seelenpein hinzugeben und anschließend Songs darüber zu schreiben. Die verchromte Melancholie von Candy From A Stranger (1998) war das Resultat.

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LARS ist nur eine Abkürzung: Like A Rollin' Stone