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A Haunting in Venice (Kenneth Branagh, 2023)
Hat mir etwas besser gefallen als der Vorgänger. Poirot ist immer noch Poirot, doch der Krieg und seine vielen Mordfälle haben ihn schwer gezeichnet, weswegen er deutlich verletzlicher ist als zuvor und eigentlich im Ruhestand lebt. Erst ein Fall, der im Prinzip keiner ist und bei dem es um die Echtheit eines Mediums geht, lässt ihn wieder aktiv werden. Das führt in eine mit leichten Horrorelementen angereicherte Morduntersuchung, die wie zuletzt optisch gelungen und mit vielen Stars besetzt ist, die aber letztlich immer etwas altbacken wirkt. Das es anders geht, zeigt z.B. Hinterland (Stefan Ruzowitzky, 2021), der ebenfalls einen Ermittler zeigt, der nach dem Krieg (hier WK I) mit Schrecklichem konfrontiert wird.
One For The Road (Markus Goller, 2023)
Relativ gutes Alkoholikerdrama, dessen Stärke vor allem darauf beruht, dass weder übermäßig auf die Tränendrüse gedrückt wird noch der Klamauk übertrieben wird. Der Protagonist Mark ist Alkoholiker, aber er ist nicht das, was man sich darunter vorstellt. Er ist sympathisch, er ist eloquent und gut im Job. Als wir ihn kennen lernen, fängt der Alkohol gerade erst an, zum sichtbaren Problem zu werden. Wohin das führen kann, sieht Mark in der MPU-Gruppe an der von Henning Peker gespielten Figur. Dort lernt er auch Helena (Nora Tschirner) kennen, die für ihn zur wichtigen Bezugsperson wird. Gemeinsam saufen sie, gemeinsam versuchen sie, clean zu werden. Und gerade letzteres wird gut erzählt. Auf romantisierenden „Liebe überwindet alles“-Quatsch wird komplett verzichtet, und es wird auch sehr deutlich gemacht, dass es keine gute Idee ist, wenn zwei Trinker gemeinsam, aber ohne Hilfe neu anfangen wollen. Insgesamt ein überraschend guter Film, der mal wieder beweist, dass deutsche Sozialdramen nicht unerträglich sein müssen.
The Equalizer 3 – The Final Chapter (The Equalizer 3, Antoine Fuqua, 2023)
Schöner Abschluss (?) der Reihe. Nichts neues, aber wenn man die Vorgänger mochte, wird man auch diesen Film mögen.
Catch the Killer (Misanthrope / To Catch a Killer, Damián Szifron, 2023)
Szifrons Film weckt starke Assoziationen zum Schweigen der Lämmer. Ein Massenmörder steht der jungen, unerfahrenen aber talentierten Ermittlerin Eleanor Falco (Shailene Woodley) gegenüber. Diese wird vom FBI-Profi Lammark offiziell zu dem Fall hinzugezogen, obwohl sie nur Streifendienst tut. Leider lässt der Film nach einem starken Anfang etwas nach, was u.a. daran liegt, dass der Figur des Lammark ein zu breiter Raum gewährt wird, was zu Lasten der Protagonistin geht. Man erfährt viel über sie (z.B. von ihrer Drogenvergangenheit), was das Interesse des Zuschauers an der Figur weckt, aber leider spürt man die Lasten, die Falco mit sich herumschleppt, viel zu wenig. Dazu wirkt das ganze nämlich in meinen Augen etwas zu bemüht. Schlecht ist der Film nicht, aber an seine offensichtlichen Vorbilder kommt er nicht heran.
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And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame