Startseite › Foren › Kulturgut › Für Cineasten: die Filme-Diskussion › Die schlechtesten Filmtitelübersetzungen › Re: Die schlechtesten Filmtitelübersetzungen
Ein netter Thread.
Dass niemand „Rebel Without a Cause“ die deutsche Übersetzung „Rebell ohne Grund“ verpassen wollte, ist verständlich. Da ist „… denn sie wissen nicht, was sie tun“ ja gar nicht mal so blöd. Auch bei „Licht im Dunkel“ für „The Miracle Worker“ hat man sich wenigstens was gedacht. Aber musste man so weit gehen, „Don’t Look Now“ den blumigen Titel „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ zu geben?
„The Searchers“ spiegelte das Thema von John Fords Jahrhundertwestern deutlich besser wider als sein deutscher Name „Der schwarze Falke“. Aus „My Darling Clementine“ wurde „Faustrecht der Prärie“, aus „Ride the High Country“ „Sacramento“, „Outlaw Josey Wales“ heißt „Der Texaner“. Hellmuth Karasek führt in seinem Buch „Mein Kino“ treffend aus, wie unsinnig der deutsche Name „Höllenfahrt nach Santa Fe“ (auch: „Ringo“) für Fords „Stagecoach“ ist.
Ähnlich wie bei diesen Western verfuhr man mit vielen Noir-Krimis:
Out of the Past -> Goldenes Gift
White Heat -> Maschinenpistolen / Sprung in den Tod
Kiss Me Deadly -> Rattennest
Sidney Lumets ernsthaftes Militärdrama „The Hill“ bekam den ebenso irreführenden wie dämlichen Titel „Ein Haufen toller Hunde“. Nur wenig besser erging es seinem Film „Fail-Safe“ (dt. Titel: „Angriffsziel Moskau“). John Boormans „Deliverance“ erhielt die reißerische Bezeichnung „Beim Sterben ist jeder der Erste“, Minnellis „Home from the Hill“ benannte man um in „Das Erbe des Blutes“, „Some Came Running“ in „Verdammt sind sie alle“, Fords „They Were Expendable“ in „Schnellboote vor Bataan“.
Der ursprüngliche deutsche Videotitel von Richard Linklaters „Dazed and Confused“ war „Confusion – Sommer der Ausgeflippten“. Wer den (schönen) Film trotzdem gekauft hat, hat es bestimmt nicht wegen des Titels getan…
„Sie küßten und sie schlugen ihn“ klingt immerhin besser, aber warum sah man die Notwendigkeit, die 400 Schläge von Truffauts „Les quatre cents coups“ derart zu „relativieren“?
Ich erinnere mich nicht mehr an jedes Detail von Godards „Pierrot le fou“, aber warum heißt der eigentlich „Elf Uhr nachts“ – und wieso nannte man Manns „Men in War“ denn „Tag ohne Ende“? Ein besonders origineller deutscher Titel wurde Antonionis 1962er Meisterwerk „L’eclisse“ zuteil: „Liebe 1962“.
Bei Musicals wie „Singin‘ in the Rain“ beließ man es leider nicht beim Filmtitel („Du sollst mein Glückstern sein“), sondern scheiterte oft auch noch an dem unsinnigen Versuch, die Songs des Originals ins Deutsche zu übertragen, statt sie einfach zu untertiteln.
In der ersten Synchronfassung von Hitchcocks „Notorious“ wurden aus Nazispionen Rauschgifthändler. Den Titel verfälschte man gleich mit – in „Weißes Gift“…
Na ja, es geht auch anders: „Endstation Sehnsucht“ für „A Streetcar Named Desire“. So kann man Titel übertragen, ohne sie wörtlich zu übersetzen…
--
"Good style, to me, is unseen style. It is style that is felt." (Sidney Lumet in "Making Movies")