Antwort auf: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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gypsy-tail-wind
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yaizaDie beiden Szenen (mp3, youtube) sehe ich in zwei verschiedenen Zusammenhängen… Bei der Szene in der Technikkabine wird Bezug auf die Professionalität genommen (schon sehr vorbildlich, an die Endverbraucher zu denken) und die andere Szene ist so halbprivat. Da möchte sie ja auch erstmal ihr Wissen mit Nennung des Orchesters und Dirigenten einflechten, aber das interessierte die junge Cellistin eben mal nicht. Fand ich gut eingefangen.
Ich war, wie oben kurz beschrieben, während des Films auch gut mit Spekulieren beschäftigt… zum Ende hin, hat sich dann doch vieles zusammengefügt, habe aber auch das Gefühl, dass da noch was offen ist, das dem Erzählten nochmal einen ganz anderen Dreh geben könnte. Es wird ja auf mehrere Genres angespielt, vielleicht gehört das dann auch dazu.

Hier der Artikel aus dem TSP 23.02.2023 — zum Schluss dann auch mit Nennung von Drehorten in Berlin
https://www.tagesspiegel.de/kultur/cate-blanchett-ist-tar-absturz-einer-souveranin-9401153.html

Stimmt natürlich, dass die zwei Szenen einen ganz anderen Kontext haben – bezeichnend fand ich sie aber schon, auch im Kontext mit der von Dir aufgeworfenen Frage nach dem „ist das in der Klassikwelt noch immer so“. Die hat sich mir nicht gestellt, ich denke es ist noch deutlich heftiger (die Nachtessen mit den Sponsoren, bei denen Künstler*innen quasi als dressierte Äffchen der Staffage dienen, gibt es z.B. nach wie vor – die kamen im Film nur ganz am Rand vor und Tár, klar, sonst wäre sie ja nicht Tár, entzieht sich dem).

Den Artikel las ich gerade – und finde ihn ziemlich schwierig, weil er ganz vieles ausformuliert, was im Film nicht annähernd so klar rüberkommt. Das ist wohl für mich die Stärke des Filmes: die Auslassungen, Andeutungen, Ambiguitäten. Das schrieb ich ja oben bereits so ähnlich … und darin liegt auch die Suggestivmacht des Films. Vielleicht könnte man da auch eine Parallele von Form und Inhalt argumentieren: Wie Tár im Film ihre Umgebung mannipuliert, so manipuliert der Film sein Publikum – es bleibt ein Unbehagen. Und ordentlich Faszination.

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