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jan-lustiger
violvoicdas war schon mehr als der ein oder andere Track bei Bowie. Zwei komplette Plattenseiten, oder in Summe dann ein ganzes Album. So revolutionär kommt mir der Schritt der Sparks nun auch nicht vor, zumal die Songs vermutlich überwiegend auf Tasteninstrumenten komponiert wurden und werden, nehme ich zumindest mal an, der Schritt zur Elektronik so fern also nicht ist. Immerhin gab‘s ein extrem erfolgreiches Vorbild für den Wandel einer Rock/Pop-Band zum erfolgreichen, wenn auch nicht elektrischem, Disco-Act: Die Bee Gees ein paar Jahre früher. Und 1978 das von Reynolds gesuchte Beispiel, wenn auch nur als Single (und was für eine!) und nicht als Album: „Heart Of Glass“ von Blondie. Elektro-Duos gab es vorher auch einige schon. Von wild (Suicide) bis experimentell (Cluster). „No 1. In Heaven“ habe ich früher leider nicht gekannt, das habe ich erst vor ein paar Jahren nachgeholt. Mag ich sehr und auch der Move dahin imponiert mir, damit das nicht untergeht.
Klar, das erste Elektro-Duo sind sie nicht. Meine ich aber auch gar nicht. Es geht mir (und Reynolds) mehr darum, dass Sparks als Rockband erfolgreich wurden und dann Gitarren komplett verbannt haben, um elektronische Platten zu machen. Das ist ja ein Move, den heute jede x-beliebige Indie-Band einmal in ihrer Karriere tätigt. Damals brauchte man dafür viel mehr – Achtung, Anspielung – Balls!
Bowie ist tatsächlich ein gutes Teilbeispiel, wobei der sich mit seinen Synthesizer-Versuchen teilweise deutlich über den Tellerrand von Pop-Musik hinausbewegt hat – was nochmal auf eine ganz andere Weise mutig und innovativ war.* (Electropop-Bowie ist tatsächlich etwas, was ich so gerne mal auf Albumlänge gehört hätte. Am ehesten hat sich das mit den Jungle-Einflüssen von Earthling bewahrheitet, aber Electro-Bowie 1979 oder so wäre nochmal eine ganze andere Nummer gewesen.)
Mit den Bee Gees kenne ich mich nicht aus und da es um den Wandel zur Elektronik geht, passen sie auch nicht, aber weil es mich interessiert: Waren sie vor ihrem Disco-Werdegang eine erfolgreiche Rockband? Mit den Bee Gees kenne ich mich nämlich überhaupt nicht aus. Popmusiker, die auf den Disco-Zug aufgesprungen sind, gab es ja viele – daher auch mein Fokus auf den Electro-Part in der Gleichung. Selbst Donna Summer hat nur einzelne Electrodisco-Tracks gemacht, darunter natürlich den besten von allen.
„Heart of Glass“ läutete keine Missionierung der Band zu elektronischer Musik ein – daher auch nicht richtig passend. Blondie waren mit ihrer 60s-Affinität sogar eher eine der Bands, von denen Sparks sich mit ihrem Griff zum „Instrument der Zukunft“ bewusst abgrenzen wollten.
*Das hat dann wohl wiederum Brian Eno auf die Spitze getrieben, als er begann, Ambient zu machen. Die Ambient-Reihe ist wohl tatsächlich ein radikalerer Bruch eines etablierten Rockmusikers mit seinem vorherigen Werk als es No. 1 in Heaven war und sie basiert auf Loops, Sequenzern und Synthesizern. Daher würde ich sagen: Bowie jein, Eno ja!
Das „Heart Of Glass“-Beispiel passt nicht, klar. Die Musik ist halt ein tolles Beispiel dafür, was für ein überragendes Ergebnis die Kombination Elektronik und Disco ergeben kann. Und es stammt von einer erfolgreichen Band aus anderen Gefilden. Insofern wollte ich es gerne im Text haben, auch wegen der Nähe zu Moroder.
Wir sind eigentlich auch nicht auseinander, die Reynolds-Aussage bezweifle ich bei längerem Nachdenken nicht. Ein früheres Beispiel fällt mir auch nicht ein. Ich kaue noch etwas an der Bezeichnung der Sparks als Rockband.
Rock? Eher Pop, oder und Band? Faktisch eher ein Duo mit Begleitmusikern, die Maels sind auf den Plattencovern klar abgesetzt von dem Rest der Band, spätestens vor dem Übergang zur Elektronik sind sie sicher keine Band mehr, sondern ein Duo. Daher auch mein Verweis auf die Elektroduos. Eine klassische Rockband aus den 70ern konnte doch niemals zur reinen Elektronikband mutieren, was sollen die Gitarristen und Bassisten da sinnvoll beitragen? Sie werden überflüssig. Klassische Rockband befreit sich von Gitarren klingt natürlich spektakulärer als Pop-Duo mit dem Keyboarder Ron Mael produziert mit Gorgio Moroder ein rein elektrisches Album.
Bei Eno sehe den Bruch nicht unbedingt, aber das wäre ein eigenes Thema.
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