Antwort auf: ROLLING STONE im August

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wahr

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Nach einer kurzen Drübersicht: Die 500er Liste ist zumindest mal ein bisschen anders und versammelt nicht nur die alten Erkenntnisse auf den vorderen Plätzen. Dass eigene Favoriten gar nicht vorkommen, ist geschenkt. Ich hätte mir mehr Texte und Kurztexte gewünscht, die ein bisschen origineller sind und nicht die üblichen Hülsen bereithalten: „Sie waren ihr eigenes Genre“, „aus einem Füllhorn…“, „unfassbar“, „unsterbliche“ Riffs, „famos“, „What’s Going On ist so etwas wie das Sgt. Pepper’s des Soul“ (was inhaltlich/konzeptionell auch gar nicht stimmt, auch wenn es immer wieder hervorgeholt wird; unter Schmerzen könnte ich einem Vergleich mit Pet Sounds zustimmen). Unfreiwillig komisch ist: „Ihre Bandbreite (auf Analogbändern) ist unermesslich“. Dann kommen aber auch wieder schöne Sätze wie „Die Konstellation knistert überlaut“. Dass Electric Ladyland ein Rock-Album ist, „das dabei ist, sich in etwas ganz anderes zu verwandeln“, ist eine feine Beobachtung von David Stubbs (der damit zitiert wird). Auf den Punkt gebracht auch der Anfang zu Bitches Brew: „James Brown und Karlheinz Stockhausen? Okay!“. Mehr hätt’s gar nicht gebraucht. Ich mag auch nach wie vor die Formulierung „grundstürzend“, weil sie klingt wie aus einem experimentellen Gedicht entnommen (was man dem englischen Original ‚groundbreaking‘ eher nicht anhört), auch wenn ich merke, dass ich ihr langsam überdrüssig werde.

Also insgesamt eine schöne Sommerlektüre zum Aufregen und Zustimmen. Wir alle wissen für uns selbst, wer alles fehlt und ungerecht behandelt worden ist.