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vorgarten
danke, virelles ist wirklich seit vielen veröffentlichungen auf seinem ganz eigenen weg, das finde ich sehr beeindruckend. aber dass dann so leute wie street und mcpherson so genau zu wissen scheinen, was in dieser musik von ihnen verlangt wird, nicht weniger. ich habe ja echt was gelernt auf dieser klaviertrio-reise, allein, was den sound dieser drei intrumente angeht. aber es ist auch toll zu hören, dass die tradition nicht mit geri allen & brad mehldau aufhört, auch nicht mit moran & iyer, sondern dass es so viele stimmen gibt, die sich gar nicht auf irgendwas einigen, sondern dezidiert die eigenen einflüsse ins spiel bringen: davis, harris, diehl, sanchez, thomas, virelles – und dass die wiederum eher an mary lou williams, jaki byard, ellington & taylor anknüpfen und nicht an die hardbopper und souljazzer, finde ich schon interessant. und dass ecm da auf die eher falschen pferde setzt (nichts gegen tanaka, das hat schon eine eigene radikalität, aber es gibt ja noch so leute wie parks, hülsmann, weber…), fand ich auch auffällig, das hängt aber auch stark an persönlichen vorbildern. jetzt fehlt noch das bisher ungehörte album von sorey. und dann mach ich wohl das gleiche mit gitarren-trios
Das stimmt schon beim Virelles Trio – mich hat das ja dermassen umgehauen, dass ich es am Abend, als es erstmals lief, gleich dreimal angehört habe. Keine Ahnung, was da alles geschieht, Cuba ist jedenfalls zentral, obwohl das ja im altmodischen Jazzformat daherkommt – und ja, dass Street/McPherson da komplett dabei sind, ist echt nichts, was man im Voraus erwartet hätte.
A propos Klaviertrios mit Cuba-Bezug: Aruán Ortiz hast Du ausgelassen, da gäb’s ja auch noch was zu holen – gleich drei Alben bei Intakt, das aktuelle gefällt mir glaub ich am besten, ist aber nicht ganz auf der Höhe der Trios von Sanchez, Virelles oder Sorey, finde ich.
Bei Intakt hat man insgesamt ein glücklicheres Klaviertrio-Händchen als bei ECM, finde ich: Punkt.Vrt.Plasik (Kaja Draksler, Petter Eldh, Christian Lillinger), Aruán Ortiz, jüngst David Virelles und Alexander Hawkins – wobei dessen erst zweites Trio-Album (auch interessant, dass er mit diesem Format bewusst fremdelt bzw. öfter mit Gast/Gästin* auftritt/aufnimmt, Elaine Mitchener oder Anthony Braxton) den Rahmen sprengt, weil Hawkins auch Synthesizer und Sampler einsetzt).
Die Entwicklung mit den vielen starken Trios in den letzten Jahren finde ich schon spannend – da gibt es natürlich diejenigen, die schon länger unterwegs sind (Moran, Iyer, eben auch Hawkins, dessen Trio ja auch mal als Kernband für Mulatu Astatke oder so fungiert und eben auch schon einige Male mit weiteren Musiker*innen auf Tour war), aber auch die jüngeren Entwicklungen, zu denen Sorey ja schon auch gehört. Musste erst das Standards-Trio von Jarrett verschwinden, um den Platz frei zu machen? Oder hinterliess dieses ein Vakuum, das andere (oder Label?) jetzt zu füllen versuchen? Dass ECM da nicht die glücklichste Hand hat, höre ich auch so (da ist dann noch das Gary Peacock Trio zu nennen, ein Trio-Album von Django Bates habe ich neben einem von Aaron Parks auch gekauft … das eine späte Kikuchi Trio läuft ausser Konkurrenz, oder?
Man könnte auch noch gucken, wo solche Trios quasi als Begleit-Unit eingesetzt werden oder wurden, z.B. die beiden späten Stanko-Alben mit David Virelles/Thomas Morgan/Gerald Cleaver bzw. Virelles/Reuben Rogers/Cleaver oder natürlich all die Alben von Charles Lloyd mit Jason Moran, stets auch mit Rogers und dazu Eric Harland). Du hattest Tarbaby schon genannt, von denen hätte ich sehr gerne auch mal ein Trio-Album – aber irgendwie scheint Orrin Evans so eins nicht machen zu wollen, er inszeniert sich ja auch überall als Community-Mensch (das klingt jetzt so, ich gehe einfach davon aus, dass er das ist, er wirkt jedenfalls in seinem Social-Media-Auftritt stets sehr grosszügig und authentisch in dieser Rolle, quasi ein primus inter pares, fast schon eine Vater- und Mentorfigur, obwohl er noch nicht mal 50 ist).
Und klar, von den jungen Trios, die Du hier auch erwähnt hast, kenne ich ein paar wenige nur dank Dir (Sam Harris z.B., den Einstieg bei Sorey machte ich auch Dank Dir), andere noch gar nicht (Micah Thomas – hole ich nach).
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*) Ja, gab’s früher im Duden, fick dich, rechte Sprachpolizei!
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