Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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vorgarten

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angelica sanchez, michael formanek, billy hart, sparkle beings (2022)

eins meiner beiden lieblings-klaviertrios aus dem letzten jahr. tatsächlich passiert etwas ganz tolles für mich hier, ein ewiges versprechen löst sich hier ein, angelica sanchez wird sichtbar in all ihrem können und ihren eigenarten, eine schwerstarbeiterin des klaviers, die gegen alles anspielt, was leicht in den fingern zu liegen scheint, und immer wieder den unvertrauten weg einschlägt, sobald er sich eröffnet. und dass er sich hier immer wieder eröffnet, hat vor allem mit billy hart zu tun, der ein wenig off und scheinbar unelegant, aber mit großem wissen um die sounds seines instruments, auf rhythmischen patterns besteht, die wie rudimente aus afroamerikanischer und latin-tanzmusik in diese aufnahmen kommen. da passieren schon im frei improvisierten zweiten stück sehr schöne dinge, und man tankt auf dem weg inspiration bei mary lou williams und cecil taylor, aber der große ballsaal wird dann im letzten stück aufgemacht, ellingtons „sleeping lady and the giant who watches over her“ aus der latin american suite, für das sie ein etwas planloses freejazz-entré brauchen, das sich in einem bass-solo sortiert, und danach öffnet sich alles, obwohl sie ein paar tricks und clous der ellington-aufnahme gar nicht mitnehmen. sanchez spielt hier wirklich aus emotionaler notwendigkeit, scheint es, lässt nicht mehr los. und bindet den exotismus wieder an den jazz zurück.

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