Antwort auf: Rammstein

#12093175  | PERMALINK

bullitt

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nail75

bullittHä? Was ist das denn für eine Schlussfolgerung? Weil ich mich für die medialen Aspekte interessiere ist das Verharmlosung? Verstehe den Zusammenhang nicht.

Nicht grundsätzlich, aber auf der Art und Weise, wie du es machst, irgendwie schon. Zum Beispiel hast du oben geschrieben, dass es ja eigentlich immer dasselbe wäre: Schlimme Vorwürfe, von denen bei näherer Betrachtung fast nix mehr übrig bleiben würde (oder die zumindest deutlich weniger relevant würden). Diese Aussage ist in ihrer Pauschalität schlicht falsch. Das System Harvey Weinstein war gerichtsbewiesen weitaus schlimmer, als sich vermutlich jeder vorher gedacht hat

Wenn etwas in dieser Dimension aufgedeckt wird, wie bei Weinstein oder Kelly, ist eine entsprechende fundierte Recherche und Berichterstattung natürlich extrem wichtig und richtig, gar keine Frage. Genau drauf sollten sich etablierte Medien konzentrieren. Stattdessen laufen sie aber Gefahr, Banalitäten aller Art rund um Promis aufzubauschen, um mit Skandalisierung Reichweite zu generieren und dadurch Glaubwürdigkeit einzubüßen. Jüngstes Beispiel: Die Ärzte machen auf der Bühne einen Witz zum Rammstein-Thema, irgendein Honk regt sich auf Twitter auf und der Stern macht aus dem Tweet einen ganzen Artikel „Fans empören sich“. Und wenn bei rammstein nur die Suck-Box hängen bleibt, stünde das auch kaum in Relation zur Berichterstattung. Aber das werden wir sehen.

Manchmal habe ich den Eindruck, dass du zu glauben scheinst, dass Vorfälle schon deshalb nicht stimmen können, weil über sie berichtet wird. Das ist aber logischerweise nicht der Fall.

Das ist die Befürchtung, von der ich ständig schreibe und die Solidarisierungseffekte aller Orten sprechen dafür, dass sich sehr viele Menschen von etablierten Medien abwenden. Ich persönlich denke das nicht. Ich habe aber verstärkt das Bedürfnis, luftige Recherche auf eigene Faust komplettieren zu müssen.

Ich würde an deiner Stelle auch zurückhaltender agieren, was Aussagen zum Strafrecht angehen. Das Beweisen von Straftaten ist im Sexualstrafrecht häufig sehr schwierig. Beispiel K.O.-Tropfen: Wenn eine Person einfach aufwacht und sich an nichts mehr erinnern kann, fällt der Nachweis logischerweise sehr schwer.

Das stimmt, man muss umgehend einen Bluttest machen. Ich finde es aber auch beachtlich, dass ständig über KO-Tropfen im Fall von Lynn gesprochen wird, die Videos des Konzertes aber auf ganz andere Drogen hinweisen.

Es gibt außerdem viel grenzwertiges Sexualverhalten, das nicht strafbar ist. Das bedeutet aber nicht, dass es sich dabei um etwas handelt, was erstrebenswert oder tolerabel ist. Man kann sich ja nur mal folgende Frage stellen: „Hätte ich eine 18-jährige Tochter, würde ich sie gerne auf eine Backstage Party mit Till Lindemann schicken“?

Da stimme ich zu. Ich würde es nicht wollen. Ich  würde aber vieles nicht wollen, was ich selbst in dem Alter getan habe. Und das  Altersargument klingt immer so latent nach Zweifel an der Volljährigkeit. Wäre 21 besser, um Eigenverantwortung bedenkenlos vorauszusetzen?

Anders gesagt: Man muss sich eben mit den Vorwürfen im Detail auseinandersetzen und zwar relativ unvoreingenommen. Ich glaube, da besteht bei dir noch viel Luft nach oben.

Wie bei so vielen. :)) Schwierig auch, wenn das ganze auf recht wenigen bekannten Details fußt. Ich will hier im übrigen gar nicht den Rammstein-Anwalt spielen. Ich fand die auf dem Lost Highway-Soundtrack super, hab danach aber nie was mit der Band am Hut gehabt.

 

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