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bullittHä? Was ist das denn für eine Schlussfolgerung? Weil ich mich für die medialen Aspekte interessiere ist das Verharmlosung? Verstehe den Zusammenhang nicht.
Nicht grundsätzlich, aber auf der Art und Weise, wie du es machst, irgendwie schon. Zum Beispiel hast du oben geschrieben, dass es ja eigentlich immer dasselbe wäre: Schlimme Vorwürfe, von denen bei näherer Betrachtung fast nix mehr übrig bleiben würde (oder die zumindest deutlich weniger relevant würden).
Diese Aussage ist in ihrer Pauschalität schlicht falsch. Das System Harvey Weinstein war gerichtsbewiesen weitaus schlimmer, als sich vermutlich jeder vorher gedacht hat und bot wirklich abscheuliche Details – bis hin zum Privatgeheimdienst, der die Opfer unter Druck gesetzt hat. Anderes Beispiel: R. Kelly.
Man kann sich mit der medialen Berichterstattung durchaus lohnenswert beschäftigen, aber wenn man das zu einseitig macht, läuft man Gefahr, das eigentliche Thema aus den Augen zu verlieren und das ist eben sexuelles Fehlverhalten. Es gibt eine große Bandbreite an sexuellem Fehlverhalten und eine ebenso große Bandbreite an medialer Berichterstattung. Manchmal habe ich den Eindruck, dass du zu glauben scheinst, dass Vorfälle schon deshalb nicht stimmen können, weil über sie berichtet wird. Das ist aber logischerweise nicht der Fall.
Ich würde an deiner Stelle auch zurückhaltender agieren, was Aussagen zum Strafrecht angehen. Das Beweisen von Straftaten ist im Sexualstrafrecht häufig sehr schwierig. Beispiel K.O.-Tropfen: Wenn eine Person einfach aufwacht und sich an nichts mehr erinnern kann, fällt der Nachweis logischerweise sehr schwer. Das bedeutet nicht, dass eine Straftat geschehen ist, es bedeutet aber auch nicht, dass keine geschehen ist. Außerdem sollte man schon so sorgfältig in der Argumentation sein, um festzustellen, dass niemand Till Lindemann der Vergewaltigung beschuldigt hat.*
Es gibt außerdem viel grenzwertiges Sexualverhalten, das nicht strafbar ist. Das bedeutet aber nicht, dass es sich dabei um etwas handelt, was erstrebenswert oder tolerabel ist. Man kann sich ja nur mal folgende Frage stellen: „Hätte ich eine 18-jährige Tochter, würde ich sie gerne auf eine Backstage Party mit Till Lindemann schicken“? In dieser Hinsicht sollte man auch den quasi-öffentlichen Raum bedenken, in dem das alles stattfand, worauf zurecht hingewiesen wurde.
Aus meiner Sicht eignet sich als erster Ansatz bei solchen Vorwürfen folgender: 1. Gehen die Beschuldigungen von einer oder von mehreren Frauen (sehr viel seltener: Männern) aus? 2. Sind es konkrete Vorwürfe, in den detailliert Fehlverhalten geschildert wird?
Wenn „nur“ eine Frau Vorwürfe erhebt, heißt das natürlich nicht, dass sie falsch sind, aber dann sollte man dringend checken, ob Rache ein Motiv sein könnte – wie im Fall Kachelmann. Und wenn die Schilderung leblos, wenig emotional, im Detail unglaubwürdig oder gar unmöglich (wie bei Duffy) ist, sollten natürlich alle Alarmglocken laut schrillen. Anders gesagt: Man muss sich eben mit den Vorwürfen im Detail auseinandersetzen und zwar relativ unvoreingenommen. Ich glaube, da besteht bei dir noch viel Luft nach oben.
Nebenbei: Dieses ganze Influencer-Thema halte ich für einen Smokescreen, der wenig Relevanz für die Vorwürfe besitzt.
* Ich muss auch mal fußnoten. Ich sehe, dass es hier im Forum diese Vorwürfe durchaus gegeben hat. Ich habe mich ein wenig, aber nicht obsessiv, mit dem Fall beschäftigt und der Vorwurf der Vergewaltigung ist mir nicht begegnet, auch nicht von Seiten der Frauen. Ob überhaupt etwas strafrechtlich relevantes passiert ist, ist aktuell ja noch völlig unklar.
zuletzt geändert von nail75--
Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.