Antwort auf: Ich höre gerade … Blues!

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#12092859  | PERMALINK

zoji

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Beiträge: 7,283

friedrich

Interessant! Habe meinen obigen Kommentar um halb 12 mit Rotweinkonsum gepostet und aus der Erinnerung über Otis Taylor geschreiben. Wie gesagt, kenne ich nur die besagten beiden Alben und habe daher keinen Vergleich zu früheren Sachen von Otis Taylor. In meinen Ohren stehen diese Alben kraftvoll und souverän da. Habe jetzt beide mal aufgelegt. Ja, da höre ich auch Trauer und Enttäuschung, fast Bitterkeit, Aber Otis Taylor wirkt nicht aggressiv. Er strahlt Weisheit aus. Vielleicht wie ein schlummernder Riese, der an sich gutmütig ist, den man aber besser nicht reizt, denn in seinem Inneren gibt es einen ganz tief sitzenden Zorn. Meine Gefährtin sagt, er klingt „bullig und zart“. Sehr kraftvoll, maskulin, da spürt man seinen massigen Körper, das hat eine anziehende und auch schon unterwschwellig bedrohliche Erotik. Ein Mannsbild, dass einen schützend in den Arm nehmen kann, das aber auch keinen Zweifel daran lässt, wer hier der Boss ist und das man besser nicht herausfordert- dann knallt’s! Kenne mich nicht aus und kann daher nicht beurteilen, was es ansonsten an relevanten Bluesmen des 21. Jhdts gibt, die ein Nicht-Blues-Publikum erreichen. Hey Joe / Red Meat geht auf jeden Fall schon mal über das Blues-Genre hinaus. Mir zogen beim Hören Assoziationen von Dub oder Trip Hop durch den Kopf. Hier mal instrumental:

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Danke, gleichfalls.  :bye:

Mit seiner Anziehungskraft auf Frauen habe ich mich noch nicht beschäftigt, dazu kann ich nichts sagen.  ;-)

Ob er in oder auch jenseits von Partnerschaftsbeziehungen dominant auftritt weiß ich nicht. Er ist halt einer der wenigen Bluesmusiker, der ausgesprochen politisch und geschichtsinteressiert auftritt. Die beiden ersten, mir unbekannten Alben heißen Blue Eyed Monster und When Negroes Walked The Earth, die Titel sind schon Statements. Ein Song handelt von einem vergessenen afroamerikanischen Rennradfahrer, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Toure de France gewann.  Ein weiterer behandelt den Tod eines Säuglings, dessen Aufnahme in verschiedenen Krankenhäusern verweigert wird. Wer nimmt sich schon solcher Themen an. Ich muss zwar leider dazu sagen, dass mein Englisch lausig ist und ich selten auf Texte achte, aber wenn schon nicht die Feinheiten, dann bekomme ich die Inhalte wenigstens grob mit. Und wenn ein Künstler sich so ausgiebig mit den Ungerechtigkeiten der Welt beschäftigt, zumal wenn sie ihn unmittelbar betreffen, kann man wohl eine Menge gerechten Zorn erwarten. Aggressiv im Sinne von bedrohlich scheint er mir allerdings auch nicht, er ist weder Zyniker noch von Hass zerfressen.

Musikalisch hat er tatsächlich auch seinen ganz eigenen Ausdruck gefunden, er selbst nennt das Trance Blues. Natürlich rekurriert er auf verschiedene Bluestraditionen, findet aber tatsächlich Wege, die noch kein anderer gegangen ist und ja, die führen auch mal über Blues hinaus. Ich nehme ihn sowohl musikalisch wie inhaltlich als Solitär wahr, und denke, dass das auch seinen Crossover-Erfolg erklärt. Also Erfolg vergleichsweise, für einen Bluesmann halt. Der einzige aktuelle weitere, von dem ich mal mitbekommen habe, dass er sogar dem einen oder anderen Blues-Hater gefällt, ist Seasick Steve. Das lag aber vielleicht auch daran, dass der zeitweise in … ich glaube Dänemark lebte, und daher im nordeuropäischen Raum recht präsent sein konnte.

Jetzt

Volume 18: Robert Johnson

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Und lieg´ich dereinst auf der Bahre, dann denkt an meine Guitahre, und gebt sie mir mit in mein Grab (Der rührselige Cowboy, D. Duck)