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Von den zwei Melody Maker All Stars Volumen habe ich nur das zweite (1954-55) gekauft (Vol. 1: 1951/52/53 – wobei die New Stars 1952 eben hier drauf sind, siehe einer der Posts von gestern). Combos sind ziemlich gross besetzt, 1954 waren dabei: Kenny Baker (t, flh), Don Lusher (tb), Vic Ash (cl, as), Johnny Dankworth (as), Ronnie Chamberlain (ts, ss), Ronnie Scott (ts), Harry Klein (bari), Victor Feldman (vib), Bill McGuffie (p), Tito Burns (p ,acc), Ivor Mairants (g), Johnny Hawksworth (b) und Eric Delaney (d). Wie so oft bei Esquire kommt neben Stücke (hier zwei, von denen es jeweils zwei Takes gibt) noch ein sehr langes (13 Minuten in diesem Fall). Ich nehme an, die vier Takes gab’s auf Seite A, das lange auf Seite B eines 10″-Albums – und von den kurzen wohl noch eine Single, damit möglichst alle Käufersegmente bedient werden konnten.
Ein Jahr später ist die Band fast identisch: Keith Christie (tb), Tommy Whittle (ts), Bert Weedon (g) und Joe Muddell (b) sinnd anstelle von Lusher, Dankworth, Scott, Mairants und Hawksworth zu hören, Burns spielt nur Akkordeon, Klein auch Altsax, und neu dabei ist Joe Harriott (nur auf dem zweiteiligen „Waxing the Winners“, auf dem anderen Stück, einem Gershwin-Medley, setzt er aus.
Musikalisch ist das, wie solche Sessions halt sind: jeder kriegt seine acht Takte und versucht, das meiste daraus zu machen, ohne gleich den Rahmen zu sprengen … das swingt jedenfalls mehr als es boppt, ist aber ganz ansprechend. Die Bands von 1951, 1952 und 1953 sind ähnlich, nur 1952 übernimmt einmal Jimmy Deuchar von Kenny Baker, an den Drums sitzt alle drei Jahre Jack Parnell, Ronnie Scott ist schon dreimal dabei, Johnny Danksworth zweimal, Feldman und Ralph Sharon 1951/52 (1953 folgt ein Martin Slavin am Vibraphon) … immer in etwa dieselben Leute, und die sind schon ganz gut, aber ich glaub ich bin schon mit den CDs, die seit gestern laufen, tief genug eingestiegen hier.
Auslöser für die Bestellung (manche der CDs hatte ich seit 2016 auf meiner Merkliste bei CD Japan) war, dass ich vor ein paar Wochen eine Jasmine-CD mit Aufnahmen von Jimmy Deuchar hörte („Pal Jimmy“) und dann nochmal guckte, was es bei den Esquire-Reissues denn so alles gibt. Das oben ist die letzte CD aus meinem Einkauf, es gibt zwei Sessions von 1954 und eine von 1955 zu hören, alle im Quartett, der Reihe nach mit. Victor Feldman (nur p), Sammy Stokes, Tony Kinsey; Alan Care, Pete Blannin, Kinsey; Terry Shannon, Lennie Bush, Tony Crombie. Das sind also wieder diejenigen Namen, mit denen das alles schon am meisten Spass macht, zumindest auf die erste Hälfte der Fünfziger bezogen (danach taucht dann Dizzy Reece auf und bei Tubby Hayes wird es so ab 1957 auch richtig spannend, nicht zuletzt mit den Jazz Couriers zusammen mit Ronnie Scott – und das, Hayes und Reece, sind dann Leute, deren Aufnahmen ich nochmal ein ganzes Stück mehr schätze als all das, was seit gestern läuft). Deuchar stemmt das im Quartett locker, ein Lyriker mit einer recht frohen Natur und einem breiten, blechernen Ton, der auch mehr denn kompetent begleitet wird.
Kostprobe (von der ersten Session mit Feldman etc.):
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