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bullittMich interessieren in solchen Fällen von Spacey bis Depp, von Kliemann über Mockridge bis Schweiger primär sehr die Mechanismen von Empörungsjournalismus, dazugehöriger Erregungsbereitschaft und die Frage, wie dadurch Vertrauen in Medien erodiert, wenn sich Ergebnisse behördlicher Ermittlungen kaum bis gar nicht mehr mit schrillen Berichterstattungen im Vorfeld decken.
Mich interessiert in jedem dieser Fälle weit mehr, ob es Fehlverhalten gab oder nicht und dass es (gegebenenfalls) künftig nicht mehr stattfindet. Die Berichterstattung und die öffentliche Reaktion sind für mich davon völlig unabhängige Aspekte. (Und ja, die öffentliche Reaktion ist in vielen Fällen nicht gut.)
Ich finde allerdings das Fokussieren auf die behördlichen Ermittlungen und/oder auf Prozesse falsch. Es muss doch noch eine Ebene für kritikwürdiges oder inakzeptables Verhalten diesseits der Strafbarkeit geben (Das gilt beispielsweise auch für die Terms of Service der Social-Media-Anbieter oder die Moderation hier). Zum einen, weil nicht alles durch das StGB geregelt werden kann[1], zum zweiten, weil nicht jeder Konflikt gleich durch die Staatsanwaltschaft gelöst werden kann und sollte[2] und last, not least, weil nur diese Ebene Grenzüberschreitungen und ein Testen, Ausprobieren und Überschreiten von gesellschaftlichen Grenzen überhaupt zulässt.
Blöd nur, dass es parallel im Netz auch solche Stimmen junger Frauen und Zeuginnen aus der Row Zero gibt, die ein gänzlich anderes Bild zeichnen und dabei deutlich integrer und reflektierter wirken, als Lynn oder Shyx.
Ob das Interview integrer oder reflektierter als das Shyx-Video ist, liegt wahrscheinlich im Auge des Betrachters. Aber: Es widerspricht doch nichts von dem, was die Frau beschreibt, den Darstellungen von Lynn und Shyx.
[1] Buchempfehlung dazu: https://www.droemer-knaur.de/buch/thomas-fischer-ueber-das-strafen-9783426276877
[2] Beides würde doch direkt in den Polizeistaat führen.
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Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away. Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick