Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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vorgarten

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sun ra, hayes burnett, samarai celestial, god is more than love can ever be (1979)

sun ras einziges geschlossenes trioalbum wurde 1979 bei den freunden smith & vargas in ihrem new yorker variety studio aufgenommen. eine konzise session, 5 stücke, 39 minuten – auf vinyl in unterschiedlichen reinkarnationen und unter verschiedenen titeln vertrieben, 2018 dann als anhörbares reissue herausgekommen, die master sind natürlich verschwunden, aber man hat eine saubere vinylausgabe digitalisieren können.
musikalisch ist das faszinierend und ein guter ausgangspunkt, um ras pianistik zu studieren, die er hier in großer bandbreite vorstellt: rollende stride-elemente (insofern interessant, das nach mary lou williams zu hören), die langsamen prozessionen, völlig freie improvisationen, sehr interessant seine rhythmus- und dynamikwechsel, der freie bezug auf den groove, die arbeit mit den pedalen, auch ein bisschen postproduktionseffekte gibt es (im ersten stück ein klavier-overdub, wie ein echo, manchmal am ende, künstlicher hall, für die weiterfahrt zur nächsten galaxie). die begleiter sind super kompetent, elastisch, geben stabilität vor und reagieren doch sensibel auf den eigensinn, der drummer fast im kontra-powerplay-modus, das aber doch immer angeschlossen bleibt. soli kriegen sie nicht, aber manchmal lässt ra sie ein bisschen durch. ein richtiges album, mit fünf unterschiedlichen stücken und einer interessanten dramaturgie. und natürlich atmosphärisch eher lost in space als afrofuturistisches empowerment.

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