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pfingstluemmelMagst du etwas zu Supermarkt schreiben?
Das kann ich gerne tun. Die Story dürfte ja bekannt sein: „Supermarkt“ begleitet den jugendlichen Herumtreiber Willi auf der Suche nach seinem Platz im Leben. Oder vielleicht eher auf der Flucht davor, was gemeinhin dafür gilt. Star des Films ist zunächst ganz offensichtlich die Inszenierung des Hamburger Hafenviertels als trostlos-dreckiger, roher Sündenpfuhl. Auf Ganovensolidarität oder andere Milieu-Romantizismen – wie sie vielleicht noch in Kiez-Filmen ähnlichen Kalibers wie Lemkes „Rocker“ zu finden sind – verzichtet Klick gänzlich. Er verschenkt damit glücklicherweise auch das Potenzial zum „Kultfilm“, der „Supermarkt“ durchaus hätte werden können.
Zum Glück gleitet er aber auch nicht in den deutschen Problemfilm ab, sondern serviert einen straigten Thriller ohne Mitsprech-Dialoge, psychologisierenden Schnickschnack oder paternalistische Attitüde. Klick verzichtet dabei keineswegs auf Tiefgang, drückt einem aber auch keine Gesellschaftskritik aufs Auge. Jost Vacano macht hier schon das, wofür er später berühmt werden sollte. Mit entfesselter Kamera und irrwitzigem Tempo verfolgt er Willis Irrungen und Wirrungen aus nächster Nähe. Klick kontrastiert das hektische Treiben mit harten Schnitten, ganz dem Rhythmus des Protagonisten und der Strategie folgend, eine direkte Reflexion beim Zuschauer zu verhindern. Man kommt kaum zum Luftholen, weil man nicht denken, sondern sehen und hören soll. Und zu sehen gibt es wirklich reichlich. Allein Eva Mattes als Prostituierte mit blonder Perücke und blauer Lederjacke ist eine Schau, die Besetzung bis in die Nebenrollen hervorragend. Selbst Marius singt und synchronisiert ohne zu nerven. Kurzum: ein sehr unterhaltsamer Genre-Film.
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