Antwort auf: Rammstein

#12081743  | PERMALINK

irrlicht
Nihil

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nicht_vom_forum Es gibt allerdings auch immer wieder Berichte über die Produzenten und Aussagen von ehemaligen Darstellerinnen gerade dieser Genres, dass „vollkommen im Konsens“ da alles andere als der Standard ist.

Das ist vollkommen richtig, die Pornobranche – wie auch die Prostution allgemein – ist voll von schrecklichen Geschichten. Es ging mir aber darum, dass ein Punkt, der hier rausgestellt wurde – und den pinky leider auch eben wieder aufgreift – immer wieder übersehen wird: Dass es eben auch zahllose Frauen gibt, die sich bewusst dafür entscheiden. Der Gedanke, dass Frauen daraus „befreit“ werden müssten, wird im Feminismus rege diskutiert und letztlich, auch wenn es gut gemeint ist, oftmals als subtil sexistisch eingestuft. Weil es Frauen ihre Selbstbestimmung abspricht (und Millionen entscheiden sich nunmal bewusst für OnlyFans oder Escort dieser Tage), weil immer ein wenig die gefällige, liebe Frau stilisiert wird, die harten Sex nicht mögen kann (netter Artikel dazu) und weil in diesen Denkmustern eben sehr viel paternalistischer Vibe mitschwingt – der Mann, der weiß, was die Frau braucht und geil findet.

latho Weinstein wurde als einzig Schuldiger ausgesucht, zu hohen Gefängnisstrafen verknackt (ich bin da eher Fan des deutschen Strafrechts, dass auch für Vergewaltigung nicht de facto lebenslänglich verhängt), alles andere wurde nicht beachtet. Von der Tatsache abgesehen, dass Weinstein nicht nur Frauen angegriffen hat, sondern auch Männer (die hat er „nur“ verprügelt, aber das scheint in den USA schon nicht mehr so schlimm), hat er ja ein ganzes Netz gehabt: Agenten/Agentinnen, die ihm ihre Mündel zuführten („er will dich in in seinem Schlafzimmer sehen und das Drehbuch besprechen“), Schauspieler/innen, die den Mund hielten bzw sogar Kontakte herstellten, Bedienstete, die weghörten/-sahen etc. Und letzten Endes bin ich mir sicher (natürlich nicht belegbar), dass es eine ganze Menge Schauspielerinnen gab, die „freiwillig“ mitmachten, Durchbruch, Karriereloch beseitigen, „Gefallen“ etc. All das wurde nicht beleuchtet. Es gab einen Organisation mit Fond, in denen das reiche Hollywood einzahlte, um Abbitte zu leiten (mittlerweile pleite), es gibt keine einzige Arbeitsschutzverbesserung, die solche Fälle verhindern könnte und alle sind wieder mit sich zufrieden. Vor allem die Journalisten, die über die „me too-Revolution“ berichten.

Letztlich ist das Thema, medial auch so kultiviert seit Jahren, leider vermintes Gelände, auf sehr vielen Ebenen, was sicher auch primär damit zusammenhängt, dass sich Sexualdelikte schwer nachweisen lassen. Jedes Einzelschicksfall von Betroffenen ist fürchterlich, die ZEIT hat das ja vor einigen Jahren sehr stark ausgearbeitet. Und die Statistiken sind erschütternd. Ich bin zudem überzeugt, dass die Dunkelziffer riesig ist, da die meisten Betroffenen um diesen Umstand der komplexen Nachweisbarkeit sehr genau wissen und Vergehen daher gar nicht erst zu Anzeige bringen.

Gleichzeitig gibt es im Diskurs aber eben noch einige Ebenen mehr. Eine davon ist, dass es Frauen – und das sind vermutlich nicht wenige – gibt, die sich ausgesprochen stark für Profit und Status interessieren, den Begriff des Gold Diggers gibt es nunmal nicht umsonst. Diese Fälle von reichen alten Männern mit jungen Modells im Schlepptau sind so normalisiert, dass sie kaum noch auffallen (Grüße an Al Pacino und den Vaterschaftstest). Die Kanzlei für Sexualstrafrecht in Hamburg geht aktuell von rund 30% (!) Falschbeschuldigungen in diesem Bereich aus, gerade wenn es um Sorgerechtsfälle geht (mir sind aber auch Artikel bekannt, bei denen es generell um größere Wirtschaftsgüter geht) – damit sind nicht Fälle gemeint, die aus Ermangelung an Beweisen fallen gelassen werden, sondern explizite Falschaussagen. Im Artikel wird auch genannt, dass die Kripo Rostock bei 8/10 Vergwaltigungen von Vortäuschung ausgeht. Sollte das replizierbar sein, wären das m.E. extrem alarmierende Zahlen. Da es im Forum auch schon um den Fall Manson ging, liest man z.B. auch so was: „Smithline recanted her allegations in legal documents in February 2023, claiming she was „manipulated“ and „pressured“ by Wood and her associates to make allegations against Manson that were „not true“.

Auch hier wieder: Kein Funke Eigenverantwortung. Jetzt wurde sie von anderen Frauen manipuliert, Falschaussagen zu machen.

Ich habe nicht wenige Videos gesehen, in denen sich junge Mädchen bei TikTok selbst, nachdem sie bspw. getrennt wurden, mit Hämmern Hämatome zufügen, um es danach als (sexuelle) Gewalt von Exfreunden zur Anzeige zu bringen – so etwas existiert leider real.

Vereinfacht gesagt: Sexualstraftaten sind ein riesiges Problem, ich gehe aber davon aus, dass viele die Gunst der Stunde gewittert haben und aus diesem Umstand selbst Kapital schlagen. Im Fall Weinstein trifft es sicher nicht den Falschen, aber die Ebenen, die du besprichst, sehe ich auch. Es wird medial ein Exempel statuiert, Graubereiche ignoriert man, Eigenverantwortung wird in der Zauberweberei des Patriarchats vollumfänglich absorbiert. Ich befürchte, dass davon auf lange Sicht nur eine Partei profitiert: Medien und profilierungsgeile Leute, die das für ihre Agenda jeweils ausschlachten können.

Soviel von mir zu der ganzen Kiste, jetzt verfolge ich den Prozess weiter.

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Hold on Magnolia to that great highway moon