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vorgarten
gypsy-tail-wind
Noch eine Runde mit der Nu Band … irgendwie hab ich die viel zu spät kennengelernt … 2012, zwei Wochen vor dem grandiosen „Coin Coin Chapter 2“-Konzert von Matana Roberts, wäre sie auch in Zürich zu hören gewesen. Leider verpasst.ich hab sie um 2010 mal in der besetzung live gesehen und mochte das sehr. eine bekannte meinte damals „sehr new york“, und ich habe länger darüber nachgedacht, was sie damit meint. auf dem konzert habe ich mir DOPE AND THE GHOST mitgenommen, höre die aber kaum. öfter dagegen lou grassis anderes quartett, mit ken filiano, herb robertson und rob brown, AVANTI GALOPPI ist das album, auch auf dem nu-band-konzert gekauft.
Das andere Line-Up der Nu Band kenne ich nicht, aber vom Original-Line-Up sind inzwischen fünf Alben da … das Debut war mal mein erster Clean Feed-Kauf, lang bevor mir das Label was sagte. Das Grassi-Album ist auf CIMP – die waren hier nie zu kriegen und ich habe von dem Label nur sehr wenig: ein paar gezielte Käufe (die zwei Nichols-Alben von Roswell Rudd, die zwei von Sonny Simmons), ein Konzertkauf (Gebhard Ullmann) und ein paar Zufallsfunde – insgesamt nicht mal zehn CDs.
Was da sehr New York sein könnte … weiss ich jetzt auch nicht so genau, aber vielleicht ist das dieses New York, das Leute wie Tom Rainey oder Ingrid Laubrock suchen und sind? Ich habe eher hie und da an Ornette Colemans Quartett gedacht, v.a. beim Mitschnitt aus Paris, den ich deutlich besser finde als den aus Wien. Was mir allerdings auch wieder aufgefallen ist (ebenfalls stärker bei Paris als bei Wien) ist, wie tief Campbell in der ganzen hard bop and beyond-Tradition steckt, immer wieder Riffs und Licks einstreut, was zitiert (auch mal „Lonely Woman“ von Coleman), vertrauten Boden findet auch da, wo er nicht erwartet wird. Der freie Groove von Fonda/Grassi ist schon ziemlich super (und irgendwie beweglicher als der von Rainey und diesen weissen NYC-Kreisen der letzten 15-20 Jahre … die Nu Band ist für meine Ohren eh eine ziemlich schwarze Band – jedenfalls ist das alles viel offener als so manche weissen Projekte und Bands von Zorns Downtown bis Brooklyn heute, dünkt mich … was auch logisch ist, wenn man sich anschaut, welche Wege Grassi und Fonda gegangen sind und mit wem sie gespielt haben). Vielleicht ein verfehlter Exkurs, aber ich habe beim Hören tatsächlich den Gedanken gehabt, dass ich es echt schwer finde, die Musik zuzuordnen … wäre interessantes Blindfold-Test-Material!
Bin jetzt hier:
John Hébert – Sounds of Love | Mitgeschnitten wurde das 2013 im Konzert in Lugano, kam aber erst 2022 bei Sunnyside heraus. Taylor Ho Bynum (cor), Tim Berne (as), Fred Hersch (p), Hébert (b) und Ches Smith (d/perc) – eine interessante Kombination auch gleich wieder, auf dem Papier kaum einzuschätzen (zumindest für mich) geht das von der Downtown-Kälte (Berne) zur neuen Kälte (Smith), dem Lyrismus von Taylor Ho Bynum und dem – ganz anders gearteten – von Hersch … und dazwischen und sinnigerweise als Kitt, handelt es sich doch um eine grosse Hommage an Mingus, der Kontrabass von Hébert. Vier der sechs Stücke sind von Hébert, dazu gibt’s Mingus „Duke Ellington’s Sound of Love“ und einen Auszug aus „Remember Rockefeller at Attica“. Gefällt mir grad ziemlich gut.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba