Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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Schon fies, wenn du bloss eine Fussnote in der Diskographie von Miles Davis bist (und dann auch noch auf einer der schwächsten Sessions … so jemand wie Gil Coggins ist ja immerhin eine Art mythische Figur aus der fünften Reihe). Earl Watkins kenn ich von den seltsamen Sessions, die Earl Hines für Fantasy machte („Plays Fats Waller“, „Another Monday Date“ – seltsam weil das eine mit Duran/Reilly, das andere dann mit Pop Foster und anderen Veteranen, Watkins auf beiden), und auf dem Felsted-Split-Album von Hines/Cozy Cole ist Watkins auch auf der Hines-Hälfte dabei. Die Dixie-Ecke ist ja auf Platte eher der Ort, an dem Watkins auftaucht, auch auf diversen Kid Ory Verve-Alben ist er dabei – quasi die San Francisco Dixie-Clique … wie geht das Ory machte auch die ersten Jazzaufnahmen an der Westküste überhaupt? Und lustigerweise haben McDonald wie auch Watkins beide mit Flip Phillips aufgenommen – 1951 bzw. 1952 (bei der letzteren Session waren Wyands und Alley auch gleich mit dabei). Spannend – und im Rückblick etwas schräg – all diese Verbindungen … und sie zeigen halt mal wieder, dass das alles ofte durchlässiger war, als man im Rückblick gerne meint (oder als man meint, wenn man über damalige Antagonismen liest).

Bei mir jetzt die Jasmine-CD, die hauptsächlich das hier drauf hat:

Die Sessions sind auf der CD in korrekter Chronologie andersrum als auf der LP, dazu gibt’s zum Einstieg einen 13minütigen Jam mit Jimmy Deuchar, Derek Humble, Tubby Hayes, Kenny Napper und Phil Seamen sowie dem ziemlich langweiligen Pianisten Eddie Harvey. Danach eine Session mit Ken Wray, Humble, Harry South, Napper und Seamen sowie eine mit Hayes, South, Napper und Seamen. Tony Hall beklagt in den Liner Notes, dass der Weggang von Deuchar zu Edelhagen („a sort of German Ted Heath“) der grösste Verlust der englischen Szene war, seitdem Victor Feldman in die USA gegangen sei. Deuchar, Wray und Humble gingen zusammen nach Köln und kamen. Bei ihrem zweiten Heimaturlaub seit dem Gang zu Edelhagen brauchten sie gemäss Hall zwei Stunden in London, um die Rhythmusgruppe anzuheuern, mischelten zwei Club-Gigs fürs Wochenende, und Hall buchte für die Woche drauf zwei Nachmittage in den Decca-Studios. Bei der ersten Session wurden vier neue Deuchar-Stücke eingespielt, bei der zweiten Musik aus „Pal Joey“ (Hayes spielt hier Tenor und Barisax) – die Idee dazu stammte von Hall, der gerade den Film mit Sinatra gesehen hatte. Wray finde ich mässig interessant, Deuchar (und Hayes eh) hervorragend – aber die schöne Überraschung – schon im langen Opener der CD – ist es, Derek Humble in so einer guten kleinen Combo hören zu können. Ich blicke beim UK-Jazz nicht so super durch, aber bisher hatte ich die Gelegenheit jedenfalls noch nicht oft. Deuchar/Hayes sind von hervorragenden Hayes-Album bekannt, nicht nur „Down in the Village“ und „Late Spot at Scott’s“, sondern auch Vol. 2 der wie es scheint nach vier Volumen eingeschlafenen „The Tubby Hayes Archives“-Reihe von Savage Solveig, „Dancing in the Dark“.

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