Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

#12053337  | PERMALINK

gypsy-tail-wind
Moderator
Biomasse

Registriert seit: 25.01.2010

Beiträge: 68,343

redbeansandriceAh, das macht natuerlich viel Sinn, dass sie das ausgewertet haben! Ich war erst einmal im Concertgebouw, ein ausverkaufter Messias, sass auch wirklich da hinten links, aber da war die Buehne nur fuer den Chor (und alles andere waere auch echt irre gewesen)… das lustigste am Concertgebouw sind eigentlich die Namen von Komponisten an der Wand, wenn man Namen wie Dopper, Obrecht oder Wanning neben Bach, Beethoven und Mozart liest, weiss man, dass es ausser Sweelinck wirklich keine bekannten niederlaendischen Komponiste gab… (full disclosure: ich bin sicher, die Musik von Dopper, Obrecht und Wanning ist prima, selbes fuer Verhulst, Pijper, Zweers und die anderen … und manche der genannten auslaendische Komponisten sind heute auch reichlich obskur, Hiller zB)

Tja, da war man hierzulande weniger einfallsreich – es gibt im grossen Saal der Tonhalle vier „Tempelchen“ – vorn Haydn und Mozart, hinten Beethoven und – das ist dann fast schon quirky – Schumann. Unten erst ein Foto mit dem von Mozart im Hintergrund (und dem Flügel, auf dem kurz danach Pollini spielen würde – da ist der grosse Saal nicht ganz ausverkauft, drum keine Bühnenplätze -, das ist der Blick von dem Platz aus, auf dem ich sass) und dann ein Foto von dem mit Schumanns Namen (vorn rechts bzw. hinten rechts … da ich tendentiell immer links sitze, hab ich keine Fotos von den anderen beiden im Angebot, muss ich mal nachholen):


Das Booklet des West Coast in Amsterdam Set ist ja bei Discogs komplett – de Ruyters manchmal mässig begeisternden Kommentare sind da berücksichtigt, z.B. äusserte er sich über Shanks Alstsax-Spiel nicht in so lobenden Tönen („his crumbly phrasing … I rate him a lot higher as a flute player“), aber beim Auftritt im Vorjahr seien beide Saxer weniger gute gewesen; Cooper findet er berechtigterweise eh nur mittelgut („… whose oboe playing still doesn’t appeal to me, seemed to have become a bit brighter on tenor“), Christy hingegen fand er top.

Hier die Passagen zu Kenton – recht übel, der Tonfall von Piet Pijnenborg, Redeker ist dann gleich ein gutes Korrektiv. De Ruyter ist da vielleicht etwas unfair, zumal Fontana und Niehaus wirklich gut sind auf den Aufnahmen – aber Perkins ist ein überragender Musiker, da wiederhole ich mich ja ;-) :


PS: Ed Leddy ist am 28. April gemäss den Fotos (wenn das „no sub“ stimmt) ja wieder dabei … oder die nehmen’s so genau, das allenfalls ein „midnight“-Konzert wie auf dem 3-CD-Set schon als 29.4. gerechnet wird‘)

PPS: in Sachen West-Coast-Tenorsaxer mag de Ruyter Kamuca wohl noch weniger als Cooper – in seinem Zwei-Satz-Review vom Manne-Set erwähnt er diesen als einzigen gar nicht erst: „Gordon, Freeman and Budwig offered the most listenable performances. Manne played musically but somewhat convulsively, and could not bear comparison with a Joe Morello.“ (andere Reviews fokussierten sich auf die Mimik von Manne … die Scans sind ja oben verlinkt, finde es schon sehr spannend, solche alten Reviews zu lesen, auch wenn manche Sätze darin schon ziemlich schockierend sind, etwa Willem Boswinkels Aussage: „After the epileptic stuff of earlier jazz ensembles … we now meet the neurotic version, who can only handle musical instruments under the outward signs of unbearable torture“ – das bezieht sich eben auf Mannes Gesichtsausdruck, und das „convulsively“ von de Ruyter wohl auch, d.h. wenn Bert Vuijsje heute schreibt, de Ruyter „stuck to the music in his short Parool review“, ist das auch nicht ganz korrekt.

--

"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba