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gypsy-tail-wind
bullitt Was wäre daran verkehrt, wenn es so wäre, was es gar nicht ist?
Gar nichts. Wie gesagt: es ist eine Medienkritik. Am Medienrummel um das Buch finde ich tatsächlich ganz vieles verkehrt. Und verkehrt finde auch, dass die betreffenden Männer nicht damit umgehen können, dass nicht die ganze Welt brennend daran interessiert ist, wie es ihnen dabei geht. Oder, wie Simone Buchholz gerade schrieb: „bin gespannt wann er den ersten literarisch relevanten Roman über Mutterschaft schreibt“.
Der mediale hype ist dadurch entfacht worden, dass „die Medien“ einen Schlüsselroman über Springer witterten, nicht über metoo, was natürlich für alle Medien – außer für Springer selbst – ein gefundenes Fressen ist. Das ist doch auch durchaus verständlich. Endlich kriegen Döpfner und Reichelt aus erster Hand mal ein paar auf’s Maul.
Es geht im Buch um eine zerbrechende Männerfreundschaft zwischen dem Erzähler und seinem Freund, dem Medienmogul, die durch das Fehlverhalten eines nebenbuhlenden Chefredakteurs ausgelöst wird. Also Männerbefindlichkeiten ohne Ende, andauernd, die eher beiläufig und zufällig durch die Haltung zu metoo in unterschiedliche Richtungen abdriften. Dass der Erzähler ausgerechnet in dieser Frage als eine Art moralische Instanz zur lächerlichen Fehlbesetzung zu werden droht, ist ebenfalls bereits Thema des Buchs. Das muss man also gar nicht mehr groß entlarven und deshalb ist es auch großer Käse, ausgerechneten diese Veröffentlichung im Kontext anderer metoo-Texte lesen zu wollen. Denn, wie Raich dann irgendwann ja auch selbst feststellt, geht es darum eigentlich gar nicht.
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