Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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Gestern wieder ein Anlauf (der fünfte, sechste?) mit Carol Sloane – eine Sängerin, die ich erst seit ein paar Monaten kenne. Das erste Album wurde im Studio aufgenommen, von Bill Finnegan für eine grosse Band mit einigen bekannten Namen (auf meiner Japan-CD sind unten links auf dem Cover ein paar davon abgedruckt, aber Line-Ups gibt es bei beiden CDs nicht, was ich finden konnte sind folgende Namen: Nick Travis, Clark Terry, Bob Brookmeyer, Al Klink, Bernie Leighton, Barry Galbraith, Jim Hall, Art Davis, George Duvivier, Walter Perkins – die weiteren Mitwirkenden sind nicht bekannt und wer wo was spielt ebensowenig, zwei Gitarren und zwei Bässe gibt es kaum gleichzeitig, das ist alles brav und recht konventionell). Auch das zweite, dann live mit kleiner Combo (auch da nichts angegeben bei der jüngsten Japan-CD, es scheinen aber zu sein: Bill Rubinstein, Bucky Pizzarelli, George Duvivier und Sol Gubin), kam 1962 heraus. Im Studio mit der grossen Band komme ich nicht immer mit Sloanes Gesang klar. Dieser hat oft etwas Deklamatorisches, und dann so ein leicht säuerlich verhärtendes Vibrato am Ende viel zu vieler Phrasen. Live (im Studio vor geladenen Leuten, falls das nicht ein zeittypisches entsprechendes Fabrikat ist – aber Hinweise, dass das der Fall sein könnte, fand ich keine) finde ich das Deklamatorische super und höre ihren Gesang als viel nuancierter, feiner, vielschichtiger. Und auch die kleine Combo passt viel besser zu ihr.

Das ist dann das eine spätere Album, das ich damals, als die Choice-Reissue-Reihe in Japan lief (2020 glaub ich?) ausgelassen habe – fragt mich nicht, weshalb (demfall gab’s kein starkes soulpope endorsement ;-) ) … denn das ist dann richtig gut. Die Stimme gereift, Manierismen eher verschwunden, das Material super: zum Einstieg z.B. „Cottontail“ mit den Lyrics von Jon Hendricks, später u.a. Hampton Hawes/Annie Ross mit „Jackie“, „Something Cool“, „Some Other Spring“ und eine Ellington- und Porter-Rarität („Tomorrow Mountain“ bzw. „You’re a Bad Influence on Me“. Und die Band ist ebenfalls gut. Norris Turney bringt am Altsax originale Ellington-Vibes mit, Benny Aronov sitzt am Klavier, George Mraz und Joe LaBarbera sind die Rhythmusgruppe.

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