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redbeansandrice
George Wein & The Newport All-Starsgleiche Zeit ca 1963/64 und im Grunde ein sehr aehnliches Konzept, ein Musiker, der gleichzeitig ein mindestens genauso grosser Impresario ist, praesentiert Groessen aus frueheren Jazzzeitaltern… das Cover sagt unfassbar viel, Pee Wee Russell (vorne links), Bud Freeman und Ruby Braff (beide vorne rechts) haben George Wein (vorne mittig) eigentlich musikalisch nicht noetig, koennten aber aus eigener Kraft die Konzert- und Plattendeals so nicht kriegen… was das hier wirklich nach oben zieht, ist, dass diese drei sich gegenseitig herausfordern… Bud Freeman hab ich glaub ich noch nie so fokussiert gehoert wie hier…
Interessant – kenne ich leider nicht. In Sachen Freeman fand ich die Black Lion-Scheibe „Something to Remember You By“ (bei mir als CD mit einigen Bonustracks) neulich eine ziemliche Offenbarung, da ist er im Quartett zu hören (Frishberg, Haggart, Lamond) und das ist wirklich schön, einfach mal ihn allein, null Dixieland-Anwandlungen etc.
https://www.discogs.com/release/9049123-Bud-Freeman-Something-To-Remember-You-By
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Bei mir gerade:
Art Ensemble Of Chicago – The Sixth Decade: From Paris To Paris (Live At Sons D’Hiver) | Exzellent! Da ist alles drin, die ganze Musik des AEC und die ganze Musik von Roscoe Mitchell, der natürlich – wie zu Beginn, der Kreis schliesst sich allmählich – das Mastermind der Gruppe ist, wo nur noch er und Don Moye übrig sind. Es gibt spoken words (Moor Mother), Gesang (der Sopran Erina Newkirk und der Bass Roco Córdoval), eine exzellente String Section mit solistischen Anwandlungen (Jean Cook-v, Eddy Kwon-vla, Tomeka Reid-vc), drei Bässe (Silvia Bolognesi, Junius Paul, Jaribu Shahid), ein paar weitere Bläser (Hugh Ragin an der Trompete usw., Simon Sieger an Posaune und Tuba, Nicole Mitchell an Flöte/Piccolo; Mitchell spielt Alt und Sopranino), und neben Moye eine ganze Percussion-Section (Dudù Kouaté, Enoch Williamson, Babu Atiba, Doussou Touré – bei Moye gibt’s zu „percussion“ in Klammern eine Liste: Congas, Djembé, Dundun, Gongs, Congo Bells, Bendir, Triangels, Thaï Bells – ich hab bisher aber kein Triangel-Solo gehört) – und vielleicht überraschend ein Klavier, das sich immer wunderbar einfügt (Brett Carson). Das ganze kommt als fast unterbruchsfreie Suite daher, dass mit Steed Cowart auch jemand für „direction“ dabei ist, leuchtet ein. Ich finde das beeindruckend schöne Musik, stark, vielschichtig, enorm reich an Klängen natürlich, wie Worte, Gesang und die immer wieder in neuen Konfigurationen auftretende Band hier zu einem Ganzen verschmelzen, ist klasse. Solistische Passagen gibt es, die spielen aber irgendwie keine Rolle, es geht hier wirklich ums Ganze, dazu zugleich in vielem sehr frei wirkt, aber eben auch klar strukturiert ist.
Muss vor dem Hintergrund das Pi-Doppelalbum auch bald mal wieder anhören, denn das hat bei mir nicht annähernd so eingeschlagen, wie dieses hier. Aufgenommen wurde übrigens auch hier ein Konzert, der Auftritt beim Sons d’Hiver in Créteil bei Paris am 7. Februar 2020.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba